Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Vereinigten Arabischen Emirate haben jetzt eine Ministerin für Glück. Das Ministerium ist ganz neu eingerichtet worden. Es hat zum Ziel, für mehr Glück in der Bevölkerung zu sorgen. Das ist in doppelter Hinsicht ungewöhnlich. In einem arabischen, vom Islam geprägten Land wird eine Frau damit beauftragt. Und dann haben die Regierungen üblicherweise Ressorts für Verteidigung, Wirtschaft, Justiz und so weiter. Aber eine Zuständigkeit fürs Glück...? Ja, das ist ungewöhnlich, aber auch schön. Das Thema betrifft schließlich jeden, weil doch alle glücklich sein wollen. Ich möchte nur zu gerne wissen, mit welchen Befugnissen die Ministerin ausgestattet ist. Ob sie Freikarten fürs Fußballstadion verteilen kann? Oder Streitschlichter für Familien bereit stellt? 

Ich bin auch deshalb hellhörig geworden, als ich die Meldung im Radio gehört habe, weil Glück bei dem eine große Rolle spielt, was Jesus sagt. Indirekt spricht er an vielen Stellen vom Glück – etwa, wenn er den Menschen ein „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) verspricht. Und damit zum Ausdruck bringt, dass das ein Ziel im Leben ist, hinter dem auch Gott steht. Oder wenn Jesus einen Menschen regelrecht glücklich macht, weil er ihn akzeptiert und ihm eine neue Perspektive für sein Leben gibt – wie beispielsweise dem reichen Zachäus, der wegen seiner Geldgier so unbeliebt ist.

Ausdrücklich auf das Glück des Menschen geht Jesus in den so genannten Seligpreisungen ein. Mit diesen Ausrufen beginnt er eine große Rede, in der so ziemlich alles vorkommt, was ihm wichtig ist.

Selig, die arm sind. Selig, die Frieden stiften. … (Mt 5,3ff.)Statt selig kann man das Wort, das da im griechischen Urtext steht auch mit glücklich übersetzen. Oder mit dem Ausruf: O Glück! Glücklich, wer sanft ist. Glücklich, keine Gewalt übt, trauert, verfolgt wird, Leid erträgt. Das sind schon sehr ungewöhnliche Tipps, um glücklich zu werden. Wenn man es aber richtig anstellt, dann kann ich mir vorstellen, dass es was nützt. Mit dem Leid richtig umzugehen, vor dem ja keiner verschont bleibt. Oder ausreichend Raum und Zeit zu haben fürs Trauern, wenn man einen lieben Menschen verloren hat. Doch, ich glaube, das kann zu einer tieferen Art von Glück führen, tiefer als viele oberflächliche Angebote, die lediglich kurzfristig zufrieden machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21520
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