SWR1 Begegnungen

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Sabine Mock gehört zu denjenigen, die seit langem nicht nur, aber besonders intensiv auf Klimagipfel wie den jüngsten in Paris
schauen. Denn Sabine Mock arbeitet für die Lokale Agenda 21.
Das ist ein Programm, dass1992 auf der ersten großen Weltklimakonferenz,
dem so genannten Erdgipfel in Rio de Janeiro, beschlossen wurde. Schon damals ging es darum, die Welt insgesamt so nachhaltig zu gestalten, dass die Menschheit auch das 21. Jahrhundert überlebt,
und schon damals gab es die Einsicht, dass dabei auch
jeder Einzelne, Bürger und Kommunen vor Ort, sich beteiligen
müsse. Motto: global denken, lokal handeln.

Schwerpunkte der Lokalen Agenda sind  Bildung für nachhaltige
Entwicklung, Bürgerbeteiligung, Stadtentwicklung und Verkehr,
nachhaltiges Wirtschaften. Zum Renner im Angebot hat sich in den letzten Jahren das so genannte Zukunftsdiplom entwickelt. Kinder, die an einer bestimmten Zahl von Veranstaltungen der Lokalen Agenda oder von Partnerorganisationen teilnehmen, bekommen dabei am Ende ein Nachhaltigkeitszeugnis ausgestellt. Sabine Mock:

Zum Beispiel gibt’s auf der Umweltschiene einige Dinge, wir sehen einen Bach, aber wir wissen ja vielleicht gar nicht, was da an Leben in dem Bach ist, da kann man mal genauer hin kucken. Oder vielleicht auch vor dem Hintergrund, keine Nahrungsmittel verschwenden: wir kucken, was wir an nicht mehr gebrauchten Lebensmitteln einsammeln können und kochen damit eine Mahlzeit.

 Eine Erfahrung, die sie dabei gemacht hat: Erwachsene suchen gerne nach Ausreden und Rechtfertigungen dafür, dass die Dinge so sind, wie sie sind, Kinder scheuen sich weniger, Klartext zu reden: 

Die kommen eigentlich so mit ihren Einschätzungen da ganz grade um die Ecke, wenn wir Kakaoproduzentenwege vergleichen von der fair gehandelten Schokolade und von einer herkömmlich produzierten Schokolade, da sagen die Kinder bei dem herkömmlichen Produkt ganz frei: Das ist ungerecht.

Es gilt, die globalen Zusammenhänge zu sehen, hinter die Dinge zu schauen, sagt sie:

Wir sitzen alle in einem Boot, und wenn wir heute teurer für Produkte bezahlen, hilft das vielleicht  Menschen morgen nicht die Flucht nach Deutschland anzutreten

Dass die 52 Jahre alte verheiratete Mutter von vier erwachsenen Söhnen einmal als Bildungsreferentin bei der Lokalen Agenda landen würde, war keineswegs vorgezeichnet. Sabine Mock ist gelernte Goldschmiedin, doch als sie am Ende der Familienphase begann, im Eine-Welt-Laden zu arbeiten, hat es Klick gemacht, erzählt sie:

Ich hab dann ganz schnell gemerkt, dass das Thema mich so packt, dass ich da nicht nur verkaufen möchte, sondern auch mit Bildungsangeboten unterwegs sein möchte, dann waren die Kindergartengruppen und die Schulklassen meiner Kinder das erste Erprobungsfeld.

Von da an war es nicht mehr weit bis zur Lokalen Agenda, wo sie den Eine-Welt-Gedanken und Themen weltweiter Gerechtigkeit verstärkt in die Arbeit einbrachte.

Woher Sabine Mock ihre Motivation nimmt und was das mit ihrem Glauben zu tun hat, dazu gleich mehr nach der Musik.

Teil 2

52 Jahre alt, verheiratet, vier erwachsene Söhne, gelernte Goldschmiedin und heute Referentin bei der Lokalen Agenda 21 in Trier. Das ist Sabine Mock. Dass sie den Nachhaltigkeitsgedanken einmal zu ihrem beruflichen Schwerpunkt machen würde, war nicht von vornherein geplant, hat aber viel mit einer Grundhaltung von ihr zu tun, bekennt sie:

Ich denk, dass ich schon immer natur-, aber nicht nur Natur sondern im umfassenderen Sinne schöpfungsverbunden war, also dass ich immer irgendwie unsere Welt nicht als selbstverständlichen Lebensort empfinde, sondern vieles in unserer Umwelt als wunderschön  und Wunder im wahrsten Sinne des Wortes sehen kann, das umfasst für mich halt nicht nur Naturschönheiten und -gegebenheiten, sondern halt auch die Menschen in ihren verschiedenen, aber doch oft so gleichen Lebenssituationen, die sind oft von den äußeren Situationen her nicht gleich aber ich denk, die Bedürfnisse der Menschen weltweit unterscheiden sich nicht so viel, die unterschiedlichen Ausprägungen der Kulturen das fand ich immer total faszinierend, mein Glaube hat auch immer viel mit dem weltweiten Schöpfungsgedanken und auch mit der Weltbevölkerung als Glaubensgemeinschaft so zu tun, und das war schon immer so eine Sicht von mir.

 Hinzu kam eine sehr prägende und für sie positive katholische Jugendzeit.

 wir waren sehr ernst genommen damals in unseren Fragestellungen, wir waren ne Gruppe von 20 Jugendlichen,  die lange Jahre und sehr intensiv mit dem damaligen Jugendpfarrer zusammen war und es war ne sehr prägende und schöne Zeit,ich weiß nicht ob ich heute da stände, wo ich stehe dem Thema Glauben und Kirche gegenüber, wenn es die Zeit nicht gegeben hätte. 

Auch wenn es manchmal so aussieht, als wäre alles vergebens, die Ungerechtigkeit stärker, die Gier nach Geld, Reichtum und Konsum immer größer. Es bleibt keine Wahl, als Christen können wir die Hände nicht in den Schoß legen und aufhören, an das Gute zu glauben, Resignation ist keine Option. Auch nicht in der Frage des Klimawandels.

Ich kann als Einzelner was tun, was das bewirkt ist das andere, ich kann als einzelner auf vielen Ebenen agieren, ich kann die ganz private Ebene für mich bekucken, ich kann versuchen das mit dem Auto nicht zufahren, was ich mit dem Fahrrad fahren kann, ich kann agieren auf ner politischen Schiene, ich lebe in einem Land wo ich mich äußern kann, ich kann meine Stimme erheben. Wir müssen die Richtung so es irgend geht weiter treiben und wir werden mit dem Ergebnis leben und ich hoffe

dass wir es steuern und nicht irgendwann gesteuert werden von Umständen, und deswegen sollten alle das Positive denken und dann auch tun. 

Global denken, lokal handeln, sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen, politisch, aber auch privat, dieses Verständnis von Christsein ist ein Band, das mich und Sabine Mock seit langem verbindet. Bei unserer Begegnung haben wir es weiter geknüpft. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21172
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