Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In Tröglitz haben sie ein Haus angezündet, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Ein paar Wochen vorher war der Bürgermeister des Ortes zurück getreten, weil er bedroht wurde. Er hatte sich für die Unterbringung von Flüchtlingen in seinem 2000 Einwohner Ort eingesetzt. Aufgebracht haben manche Einwohner ihren Bürgermeister und seine Familie bedroht.
Im Fernsehen wurde eine Landkarte von Deutschland gezeigt, darauf konnte man sehen: Tröglitz ist kein Einzelfall. Es gab und gibt viele Orte, an denen Häuser brennen und Menschen demonstrieren, weil sie keine Flüchtlinge in ihrem Ort wollen.
In Interviews mit betroffenen Bürgern ist mir aufgefallen: Viele wirken so unzufrieden. Enttäuscht vom Leben. Sie meckern mürrisch und verdrossen, manche auch wütend und aggressiv über die Politik und über die „Gutmenschen“, die Arme und Bedürftige ins Land holen. In ihren Ort. In ihre Nachbarschaft. Wir haben selber kaum genug, finden sie wahrscheinlich. Wir haben nichts abzugeben.
Aber wenn ich Jesus richtig verstehe, dann könnte man es auch anders herum sehen: Wenn sie helfen würden, sich für die Fremden, für die Flüchtlinge und die Armen einsetzen – und dazu ist niemand zu arm – dann wären sie vielleicht zufriedener. Anderen helfen macht nämlich glücklich!
Vielleicht kennen Sie die Geschichte vom verlorenen Sohn, der abgerissen und völlig mittellos aus der Fremde kommt. Jesus hat erzählt, wie sein Vater ihm nicht etwa Vorwürfe macht. Er hat auch nicht gesagt: Wärst du bloß dort geblieben. Ich habe nichts zu verschenken. Im Gegenteil: Der Vater freut sich. Freut sich, dass sein Sohn da ist. Und tut alles, um ihm einen neuen Anfang zu ermöglichen. Helfen, für andere sorgen, damit sie wieder auf die Füße kommen: das macht glücklich.
In derselben Geschichte hat Jesus auch von dem anderen, dem daheim gebliebenen Sohn erzählt. Der bleibt missmutig von ferne stehen und ärgert sich, dass der notleidende andere Unterstützung bekommt. Aber der Vater erinnert ihn: Hast Du nicht alles, was du brauchst? Komm, freu dich mit mir, dass wir auch deinem Bruder helfen können.
Anderen helfen, andere glücklich machen: Das macht glücklich. Wenn die sich freuen, denen ich geholfen habe: das freut dann zurück. Dann kann ich glücklich sein über das, was gelungen ist.
Ich kenne eine Gemeinde, da haben sie ein großes Netzwerk ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer. Die machen sich viel Arbeit. Aber wenn ich mit ihnen rede, dann spüre ich: denen geht es gut!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19615
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