Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal scheint die Welt still zu stehen. Nichts ist mehr wie es war und man weiß nicht, wie es weitergehen soll. Das Leben verschlägt einem die Sprache.

So geht es in diesen Tagen vermutlich den Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen. So geht es auch den Angehörigen der 3000 Opfer von Unfällen im Straßenverkehr, die es in jedem Jahr in Deutschland gibt. Und jedes Jahr sterben 15.000 Menschen an einem Krankenhauskeim, konnte man gerade hören. Deren Angehörigen geht es auch nicht anders, und nicht den Hunderttausenden, die eine Liebe verlieren, und die sich verlassen fühlen, als wenn ihr Liebstes gestorben wäre.

Jeder reagiert dann anders. Die einen weinen und schreien und sind außer sich. Bei anderen gibt es mehr so eine Art Implosion. Sie fallen in sich zusammen, verkriechen sich, wollen nichts hören und niemanden sehen, sind wie versteinert.

Wie gut, dass es Menschen gibt, die das mit aushalten. Die da sind und die anderen festhalten, die den Boden unter den Füßen verloren haben. Die bereit stehen und warten, ob sie etwas tun können. Die trotz allem klar sehen, was getan werden muss und tun, was nötig ist. Verwandte und Freunde und Nachbarn können das sein. Lehrer oder Mitschüler, die sich in den Arm nehmen und ertragen, dass der andere weint und sie nicht wirklich helfen können. Und die Seelsorger natürlich, die überall bereit stehen, um Trauernden zu helfen. Wenn die Polizei oder die Feuerwehr schlimme Nachrichten bringen muss, ist meistens auch ein Seelsorger dabei oder eine Seelsorgerin. Gut, dass das inzwischen so selbstverständlich geworden ist.

Es gibt solche Tage und Wochen, wo man nicht weiß, wie es weitergehen soll. Wir Christen denken jedes Jahr vor Ostern ausdrücklich daran. Nicht, weil wir es uns so gern schwer machen und dunkle Gedanken wälzen. Sondern, weil die Welt manchmal so dunkel ist. Kein Weg mehr zu sehen. Wie damals, als Jesus hingerichtet worden war. Das haben seine Freunde auch kaum ausgehalten. Die einen sind weggelaufen, die anderen haben sich verkrochen.

Aber irgendwann haben sie gemerkt: Gott hat Jesus nicht verlassen. Er hält sein Leben in der Hand und macht es neu. Und uns verlässt Gott auch nicht. Das Leben fängt neu an.

Es fällt einem nicht immer leicht, das zu glauben. Mir auch nicht. Erst recht nicht, wenn alles zusammen gebrochen ist. Manchmal kann man nur bitten und beten, dass Gott diesen Glauben stark macht. Für die Angehörigen der Toten des Flugzeugabsturzes und für alle, die allein zurückbleiben müssen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19440
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