SWR2 Wort zum Tag

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Ulla Hahn fragt in einem Gedicht: Seid ihr ganz sicher, dass ihr lebt…?
Was hier hinterfragt wird, ist das gelebte Leben. Ist es sinnerfüllt, authentisch? Es ist für mich die Frage: Was ist wesentlich? Wo bin ich lebendig? Wo bin ich ich selbst?
Auch Lydia, eine Purpurhändlerin aus Philippi, stellt ihr Leben in Frage, sucht nach Orientierung, fragt nach dem Sinn ihres Lebens. In der Apostelgeschichte wird von ihr erzählt. Lydia ist eine alleinstehende Frau, die von Thyatira in Kleinasien nach Philippi in Mazedonien kommt. Warum sie aufbricht, wissen wir nicht. Vermutlich hängt es mit den Arbeitsbedingungen im römischen Reich zusammen. In Philippi blühte der Handel, und auch gesellschaftlich und kulturell herrschte ein großes Angebot. Lydia handelt mit dem Luxusartikel Purpur, der nur für Reiche erschwinglich war.
Ich stelle mir Lydia als selbstbewusste, unabhängige Frau vor, die verantwortungsbewusst mit sich und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht. Aber auch eine Frau, die überzeugt ist, dass es mehr als Geld und Macht geben muss. Sie sucht nach Orientierung, nach dem Halt im Leben.
Lydia hört vom Glauben der Juden, die nur einen einzigen Gott verehren. Als Paulus auf einer seiner Missionsreisen nach Philippi kommt, redet er von diesem Gott, der nah bei den Menschen ist. Er erzählt von Jesus. Dann heißt es im Text: Und der Herr öffnete ihr Herz. Lydia begreift, dass dieser Gott ihrem Leben Sinn gibt. Sie lässt sich und ihr Haus taufen. Und bald wird ihr Haus Versammlungsort der ersten Christengemeinde in Philippi.
Lydia findet Halt und Geborgenheit im Glauben. Sie lebt ihn und verkündet Hoffnung, die mit Jesus in die Welt gekommen ist.
Mich fasziniert Lydias Geschichte, weil sie Kraft und Mut aus dem Glauben bezieht. Sie bringt Menschen in Gemeinschaft zusammen, die sich an Gott und Jesus Christus orientieren.
Die Frage nach Sinn, nach einem authentischen Leben ist zeitlos. Es ist die Sehnsucht nach etwas anderem, nach etwas, das trägt und erhält, etwas, das größer ist als ich selbst. Das ist für mich Gott. Ich bin ein Teil der Liebe Gottes, die mit Jesus in die Welt gekommen ist. Weil ich aus dieser Liebe lebe, kann ich gegen Ulla Hahn sagen: Ja, ich bin sicher, dass ich lebe. Ich weiß mich in dieser Liebe gehalten, weiß mich von guten Mächten wunderbar geborgen.

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