Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die anderen sind auch Menschen. Eigentlich ist das klar. Aber manchmal braucht es seine Zeit, bis man es richtig kapiert. So erging es Rami Elhanan. Der Israeli kämpfte jahrzehntelang als Soldat. Mit einem klaren Weltbild: Die Palästinenser als Feinde, die man militärisch bekämpfen muss. Zweifel daran kamen Rami nicht. Vielleicht auch deshalb nicht, weil er nie einem Palästinenser persönlich begegnet war. Doch im Alter von 47 Jahre änderte sich das. Der Auslöser dafür war ein sehr dramatischer. Es war im Jahr 1997, als seine Tochter Smadar bei einem palästinensischen Sprengstoffanschlag in Jerusalem getötet wurde. Sie war gerade mal 14 Jahre alt. Rami kam über diesen Verlust nicht hinweg. Gemeinsam mit seiner Frau suchte er Trost in einer Gesprächsgruppe. Und in dieser Gruppe geschah es. Der Israeli Rami Elhanan begegnete zum ersten Mal in seinem Leben Palästinensern. Es waren Väter und Mütter, die wie er selbst ein Kind durch den Krieg oder durch einen Terroranschlag verloren hatten. Zum ersten Mal gab er Palästinensern die Hand. Sie sprachen miteinander über ihren Schmerz. Gemeinsam weinten Israelis und Palästinenser über den Verlust ihrer Kinder. Die palästinensischen Eltern trauerten genauso wie die israelischen. Das geteilte Leid brachte die früheren Gegner einander näher. Und Rami Elhanan hatte eine Erkenntnis, die sein Leben verändern sollte: „Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass auch Palästinenser Menschen sind!“ Seitdem hat er guten Kontakt zu ihnen. Einer von ihnen, Bassam Aramin, ist jetzt sogar einer seiner besten Freunde. Die beiden treibt nur noch ein Gedanke um: „Nicht die Gewalt bringt uns Frieden. Wir, Israelis und Palästinenser, müssen miteinander reden.“ Zusammen gehen die beiden Freunde mit dieser Botschaft an die Öffentlichkeit. Die Hoffnung auf Frieden und Versöhnung verbindet sie. Und die Erkenntnis: Die anderen sind auch Menschen. Wenn wir miteinander reden, kann das unser Leben verändern.

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