Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Das kann man so und so sehen. Da hat jeder seine eigene Wahrheit. Das kann man nicht entscheiden". So reden viele über Religion und den Glauben und finden das tolerant. Für mich klingt das eher unsicher. „Ich weiß nicht recht, was ich glauben kann. Ich halte mich da raus. Dann kann ich auch nichts falsch machen." So klingt das für mich. Und ich denke manchmal: Wie schade! So habe ich nichts, worauf ich mich verlassen kann. Jedenfalls nichts, was über Menschliches hinausgeht. Und ich kann auch nicht sagen, was ich richtig und falsch finde. Dafür fehlt mir der Maßstab, wenn ich mich nicht z.B. auf Gottes Gebote berufen kann.

Ich halte mich deshalb an Jesus und bin Christin. Jesus hat ja mal gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nur durch mich kommt man zum Vater."
(Joh 14, 6)

Aber genau das ist doch zutiefst intolerant, sagen manche dann. Da sieht man doch, wie das ist: Die Religionen machen intolerant. Kein Wunder, dass es immer wieder Konflikte und Kriege gibt wegen der Religion. Da sollte man sich einfach nicht so festlegen.

Ich finde, das muss nicht stimmen. Es kommt darauf an, wie man den Satz versteht: Ob man ihn ernst nimmt für sich selber - oder ob man damit anderen Vorschriften machen will.. Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg der zu Gott führt" - dann heißt das für mich erst einmal: Durch Jesus hat Gott sein Gesicht gezeigt. Durch Jesus hat er gezeigt, wie er ist: Barmherzig und liebevoll. Davon habe ich erfahren aus den Geschichten der Bibel. Und in vielen Begegnungen und Erlebnissen in meinem Leben. Immer wieder  habe ich erfahren: Ja, so ist Gott. Wie Jesus ihn gezeigt hat. Gott sei Dank. Das hat mir eingeleuchtet. Nicht auf einen Schlag. Aber immer mehr. Und jetzt glaube ich: Jesus ist der Weg, auf dem sich zeigt, wie Gott ist. Jetzt kann ich sagen. Ja, das ist wahr. Jesus ist das Gesicht Gottes.

Aber ich sehe auch: Andere machen offensichtlich andere Erfahrungen. Denen leuchtet etwas anderes ein. Das akzeptiere ich. Und denke manchmal: Sicher hat Gott noch andere Möglichkeiten, sich erfahrbar zu machen. Nicht nur die, die ich kenne.

Absolut ist mein Glaube also nicht. Absolut ist nur Gott selber. Keine Religion und kein Glaube. Aber wahr ist es für mich trotzdem, dass Jesus der Weg ist, die Wahrheit und das Leben. Das sage ich auch überall da, wo ich es wichtig und nötig finde. Vielleicht leuchtet es ja auch anderen ein, so wie mir. Und wenn nicht? Ich glaube, bei Gott ist trotzdem Platz für alle seine Geschöpfe. Denn darüber entscheidet er und nicht mein Glaube. Gott sei Dank.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16263
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