Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal rede ich mit mir selbst. Zum Beispiel wenn ich im Garten arbeite oder auch beim Geschirrabwaschen und beim Bügeln. Da führe ich in Gedanken vergangene Gespräche weiter oder probiere aus, wie ich es formulieren könnte, jemandem etwas Kritisches zu sagen ohne ihn zu verletzen.

Forscher haben ermittelt, dass 96 % aller Erwachsenen gelegentlich laut mit sich selbst reden. Aber sie machen es nur, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, in den eigenen vier Wänden, im Büro hinter verschlossener Tür oder auch im Auto.  Weil Selbstgespräche ja immer etwas befremdlich wirken auf andere Menschen.

Die Forscher haben auch herausgefunden, dass solche Selbstgespräche sich positiv auswirken sollen auf unser Wohlbefinden. Im Selbstgespräch kann man sich selbst Mut machen, sich gut zureden, die Wut rauslassen, ohne dass gleich viel Porzellan zertrümmert wird und man kann eine Enttäuschung besser verarbeiten. Sagen die Forscher.

Doch ich glaube, gegen eines helfen Selbstgespräche nicht. Sie helfen nicht gegen das ständige Kreisen um ein und dieselbe Sache, das immer gleiche Problem. Und sie helfen auch nicht dabei, mit einem Fehler fertig zu werden. Ohne Gesprächspartner finde ich jedenfalls  dafür  keine Lösungen in einem Selbstgespräch.

Manchmal erlebe ich aber, dass sich mein innerer Dialog verwandelt in ein Gebet. Dann rede ich nicht mehr mit mir selbst, sondern mit Gott. Und das ist dann doch ein großer Unterschied zum Selbstgespräch.

Meine Erfahrung ist, Gebete sind eben keine Selbstgespräche, auch wenn sie vielleicht den gleichen Inhalt haben. Beim Beten hören meine Gedanken auf zu kreisen. Meine Sorgen und meine Fragen haben eine Adresse gefunden. Ich spreche sie in eine Richtung, hin zu Gott. Und ich vertraue darauf, dass Gott sie hört und dann auch eine Antwort in mir wachsen lässt. Sogar Menschen, mit denen ich in Gedanken immer weiter diskutiere, kann ich beim Beten  besser loslassen als im Gespräch mit mir selbst. Und wenn ich nicht weiß, was und wie ich beten soll, dass spreche ich das Gebet, das Jesus für solche Sprachlosigkeit vorgeschlagen hat, das Vater unser. Für mich schafft das Abstand zu den Gedanken, die sonst immer im Kreis gehen.

Ob es besser ist, still in Gedanken zu beten  oder laut in Worten? Ich meine, es kommt auf den Versuch an, beim Bügeln oder bei der Gartenarbeit oder im Auto.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15695
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