Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Echte Freundschaft lässt sich weder erzwingen noch erkaufen. Sie ist ein Geschenk. Vielleicht etwas vom Kostbarsten im Leben überhaupt. So empfinde ich es. Vielleicht hat mich auch deshalb ein Text des Schweizer AutorsHans Walhof so berührt. Ich möchte Ihnen seine Worte gern weiter geben:

Über die Freundschaft als Geschenk schreibt er:

Mit den Gaben des Herzens kaufen wir uns

aus der Vergänglichkeit der Tage frei

und sichern uns bereits in der zerbrechlichen

Zeitlichkeit einen ewigen Besitz.

Das Verschwenden an ein DU wird zur großen

Ernte in und über der Zeit.

Was die Tage reich macht,

sind die Kräfte des Herzens,

die Offenbarungen einer Freundschaft.

Ein Du zu wissen, um das einer kreisen,

in das einer einziehen kann,

gibt der Zeit einzigen Sinn,

wobei dieses Du sich auf Gott oder

auf einen Menschen beziehen kann.

Dieses Du füllt die Zeit auf und aus.

Das ist es eben, dass Freundschaft über die

Zeitlichkeit hinausgreift

und das Endlose und das Zeitlose

einzufangen versteht.

Wer bei einem anderen zu Hause ist und ihm

selbst ein Daheim bieten kann, lebt doppelt.

                                                                       Hans Walhof

Daheim sein können, bei jemand, so wie ich bin und so wie es mir gerade zu Mute ist, mich nicht verstellen müssen, das kennzeichnet für mich wahre Freundschaft. Es ist ein Geschenk, das auf Gegenseitigkeit beruht, bei dem auch ich dem anderen Raum bieten und Heimat sein kann. Ich denke dabei an eine Freundin, mit der mich seit Jugendtagen so eine Seelenfreundschaft verbindet. Wir haben vieles miteinander geteilt, den ersten Liebeskummer, den frühen Tod/Verlust eines Freundes, zum ersten Mal ohne Eltern verreisen Wir haben nächtelang geredet und uns ohne Worte verstanden. Dann kam eine Zeit, in der wir uns etwas aus den Augen verloren haben. Vor dem ersten Wiedersehen nach langer Zeit war mir etwas mulmig. Wie würde das sein nach so vielen Jahren? Es war vertraut, wir konnten nahtlos anknüpfen. Vielleicht weil da spürbar dieses Band zwischen uns war und ein tiefes Vertrauen: Egal was ist, ich wüsste, ich könnte immer zu dir kommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15548
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