Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ist das eigentlich vertane Zeit, wenn ich unterwegs bin? Das frage ich mich, seit ich morgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahre.
Eine gute Stunde bin ich unterwegs. Und was könnte ich in dieser einen Stunde alles machen! Ausschlafen zum Beispiel. Gemütlich frühstücken. Zeitung lesen. Noch ein paar Worte wechseln mit den Kindern.
Aber dafür ist keine Zeit. Da sitze ich schon in der S-Bahn. Zusammen mit vielen anderen Berufstätigen und Schülern, die auch schon so früh unterwegs sind.
Bestimmt empfinden auch viele von denen diese Fahrerei irgendwie als vertane Zeit. Als Wartezeit, die man eben aushalten muss, weil es nicht anders geht.
Aber auch diese Zeit ist doch meine Lebenszeit. Kostbare Zeit, wie jeder andere Moment auch. Kann man die nicht irgendwie sinnvoll nützen? Darum habe ich ein paar Leute gefragt, was sie eigentlich machen, morgens in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit.
Manche sagen, „seit ich pendle, lese ich wieder. Jeden Tag eine feste Lesezeit, das hatte ich vorher nie."
Andere sagen, „mir tut es gut, den Tag nicht mit dem Stress auf der Autobahn anzufangen. Ich genieße den ruhigen Tagesanfang auf dem Weg zur Arbeit."
Die dritte Antwort, die ich bekommen habe, hat mir am besten gefallen.
Ein Kollege hat mir erzählt, dass er morgens den kommenden Tag Schritt für Schritt durchgeht - in Gedanken und im Gebet.
Er sagt: „Ich stelle mir dann alles genau vor: wie ich nachher an meinen Arbeitsplatz komme, welchen Menschen ich begegne, was ich dann tue. Manchmal steht mir ein schwieriges Gespräch bevor oder ein heikles Telefonat. Oder ich muss eine Entscheidung treffen."
Er sagt: „Das alles stelle ich mir vor, und ich glaube, dass Gott dabei mit mir auf diesen kommenden Tag schaut. Dann bitte ich ihn um seinen Segen für das, was kommt.
Dabei wächst bei mir die Gewissheit, dass Gott da sein wird an meinem Arbeitstag.
Und dass er ihn segnet. Mehr nicht. Aber es genügt. Ich kann dann ganz gelassen zur Arbeit gehen. Ich muss mir zum Beten nicht extra Zeit nehmen. Ich habe sie ja, auf meinem Weg zur Arbeit."
Die Zeit auf dem Weg zur Arbeit zum Beten nutzen und Gott um den Segen für diesen Tag bitten. Ich finde, das ist ein hervorragender Vorschlag - gleich für heute Morgen. 

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