Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Noch ein letztes Mal sind heute die Narren unterwegs auf den Straßen.
Unzählige Sitten und Gebräuche haben die Narren, solange sie ihr Unwesen treiben, kultiviert und verinnerlicht.
So behängen sie sich im Allemannischen mit kiloschweren Glocken, um die Wintergeister zu verjagen. In Mainz tragen sie stundenlang grimmassige Schwellköpp durch die Straßen der Altstadt.
Lange vor den närrischen Tagen sitzen sie brütend und Bleistifte zerkauend am Wohnzimmertisch, um Knittelverse zu schmieden.
Und jetzt sind sie an der Macht. Oder man lässt sie halt ein paar Tage lang in diesem Glauben und gibt ihnen ordentlich etwas hinter die Kiemen.
Eine fettige Wurst in enger Pelle - Flaaschworscht genannt. -
Dazu gibt's kleine Weißbrote paarweise gebacken - Weck .
Und gegen den sprichwörtlichen Durst der Narren gibt es vergorenen Traubensaft der Region - Woi.
Damit geben sich die Narren meist zufrieden.
Mancher „Hannes" oder „Schambes" spricht bei solchen Gelegenheiten dem edlen Weine auch über jedes erquickliche Maß zu, sodass
er, am andern Tag befragt, etwa Folgendes auf Rheinhessisch von sich gibt:
„ O o o, geschdern omend wars doch aaner zu viel. Isch bin jo rischdisch haamgeschwankt. Isch hunn die Eck vom Nochber Perer in kühnem Schwung umrundet. Die Kersch hott grad halwer drei gebembelt.Wann moi Lisbeth nor net immer so Worte mache deeht. Die macht jedesmol ein Janduff, dischbediert und schennt und kreischt, deß die ganz Nochberschaft senkrescht im Bett hockt: „Wo kimmst dann du jetzert her? Weißt du iwwerhaupt, wieviel Uhr dasses iss?" „Ja," haww isch gesachd, „ Awwer wär isch dehoom geblebb, wärs jetzt aach halb drei!"
So isses.
Narrenwahrheit. Vor allem aber Wahrheit, die sich nicht so ohne weiteres erschließt. Der man aber mit einem Schmunzeln auf die Spur kommt.
Schau mal hinter die Dinge. Oder gehe ihnen auf den Grund. Das hat Jesus dauernd getan.

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