Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich erinnere mich gerne an meine "Sternsingerzeit" als Kind und Jugendlicher. Wir gingen verkleidet mit Krone oder Turban durch die Straßen. Wir zogen los, bei Wind und Wetter, manchmal bis spät in die Nacht, bekamen kalte und nasse Füße und eine Menge Süßigkeiten. Einer von uns war immer schwarz geschminkt und der Stern durfte nicht fehlen. Wir zogen von Haus zu Haus, sammelten Geld für Projekte in armen Ländern, schrieben mit geweihter Kreide einen Segensspruch über die Türbalken: C+M+B - Christus Mansionem Benedicat - murmelten wir bedeutungsschwer dazu: - Christus segne dieses Haus. Und wir erklärten es seien auch die Initialen von Caspar, Melchior und Balthasar. Und die Jahreszahl gehörte dazu.
Sternsingen:Kinder haben dabei nicht nur Spass oder pflegen ein Brauchtum. Sie erinnern daran, dass ohne Boten jede Botschaft ungehört verhallt. Die Sternsinger verkünden einen Gott, der allen Menschen unendlich nah ist. Sternsinger setzen den christlichen Glauben in die Tat um: sie sammeln Spenden, üben Solidarität mit Benachteiligten in dieser Welt, ohne miesepetrig zu werden. Sie verbreiten mit Singen und Sprüche aufsagen Freude und gute Stimmung. Es ist eine sinnvolle Freizeitgestaltung: es geht nicht nur um Almosen sondern um Verantwortung für benachteiligte Menschen auf unserem Planeten. Die heiligen drei Könige repräsentieren auch die verschiedenen Völker und Religionen und machen deutlich: Wir überleben dauerhaft in dieser Welt nur im friedlichen Miteinander der Kulturen.
Einen Spruch aus meiner Kindheit werde ich nie vergessen: „Wir Heiligen drei Könige verkünden allen: / ein Sternschein ist auf die Erde gefallen / Gott hat uns gerufen der Menschheit zu künden / wo künftig sich soll ihre Heimat befinden: / Im Frieden Christi, des Königs und Herrn, / das kündet euch unser heller Stern."
Damals erlebte ich sehr Unterschiedliches: Manchmal wurden wir hereingebeten in die gute Stube, wurde uns etwas zu trinken und zu essen angeboten. Oft mussten wir ablehnen, weil wir sonst nicht weitergekommen wären. Manchmal ließ man uns einfach vor der Türe stehen. Eine Erfahrung hat mich damals schon nachdenklich gemacht: In den armseligsten Häusern war oft die Gastfreundschaft und die Spendenfreudigkeit größer als in großen Villen und noblen Häusern.
Ich wünsche allen Mädchen und Jungen, die dieser Tage als Sternsinger unterwegs sind warme und trockene Füße und offene Türen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14491
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