SWR2 Wort zum Sonntag

SWR2 Wort zum Sonntag

04NOV2012
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Liebe Hörerinnen und Hörer!

Aus aller Herren Länder sind sie gekommen. Nahezu 300 Bischöfe waren im Oktober drei Wochen zusammen in Rom. Auf Einladung von Papst Benedikt, haben sie darüber nachgedacht, wie der Glaube heute neu verkündet werden kann. Bei solchen Bischofssynoden geht es um Fragen des Glaubens und der Kirche, die die ganze Welt betreffen. Diesmal war ich selber dabei und bin mit vielen Eindrücken zurückgekommen. Um es vorweg zu sagen: der Einsatz hat sich gelohnt. Zum einen, weil es spannend ist, zu sehen, wie vielfältig der Glaube weltweit gelebt wird und wie viel wir voneinander lernen können. Und dann auch, weil wir intensiv beraten haben, wie wir in unserer Zeit das Evangelium verkünden können. Das ist für das Christentum von entscheidender Bedeutung. Jesus hat seine Jünger damit beauftragt. Und jeder, der erfahren hat, wie befreiend der Glaube an Jesus Christus ist, will doch andere daran teilhaben lassen. Und da haben wir uns zu fragen, ob wir als Kirche dies in der richtigen Weise tun. Wo wir neu lernen müssen, dafür die richtigen Wege zu gehen.

Nach den drei Wochen, die wir miteinander im Gespräch und im Gebet in Rom verbracht haben, komme ich natürlich auch nicht mit dem einen Lösungsweg im Gepäck zurück, den wir nur noch beschreiten müssen. Das wäre viel zu leicht.

Doch zahlreiche Impulse haben mich bestärkt. Sie machen mir Mut, den Weg weiter zu gehen, den wir in Deutschland bereits eingeschlagen haben. Vor zwei Jahren habe ich einen Dialogprozess angestoßen, in dem wir, so hoffe ich, neu erkennen, dass wir als Kirche aufeinander und auf Gott zu hören haben. Bei der Synode durften wir das konkret erfahren: im Austausch haben wir die Vielfalt erlebt, die bereichert. Im Hören aufeinander Spuren entdeckt, die Gott uns zeigen will. Wir haben neu erkannt: Kirche besteht nicht für sich selbst. Sie erfüllt ihre Aufgabe nur dann, wenn sie nah bei den Menschen ist, wenn sie die Nähe zu den Menschen sucht. Und wenn sie in den Fragen, die die Menschen umtreiben, bereits Ansätze für die Antwort auf diese Fragen findet.

Viele Teilnehmer der Synode haben etwa der Familie in ihren Überlegungen breiten Raum gegeben. In den Familien wird Kirche lebendig; zugleich wird deutlich: Kirche, das sind nicht nur offizielle Vertreter. Jeder Christ und jede Christin können die Frohe Botschaft Jesu verkünden und auch mit ihrem Leben bezeugen. Dafür braucht es kein Studium, dafür benötigt man ein brennendes Herz! Und in der Familie zeigt sich als Erstes: Glauben können wir nur gemeinsam. Ich brauche den Bruder, die Schwester, die mich durch ihren Glauben mittragen. Und bisweilen kann ich selbst es anderen ermöglichen, in meinem Glauben mitzuglauben. Das Feuer des einen steckt den anderen an. Das Feuer des Glaubens wärmt uns gegenseitig.

Ein Zweites ist wichtig: die Lebenswirklichkeit der Menschen ernst zu nehmen. Das Evangelium richtet sich an Menschen, die in der Welt leben. Die Kirche muss ihnen helfen, in der Welt und über diese Welt zu Gott, zum Schöpfer zu finden. Lehren wir sie das Staunen, helfen wir ihnen, die Augen für das grandiose Werk der Schöpfung zu öffnen! Es gibt so viele Wege, die in unserer Welt zu Gott führen! Aufgabe der Kirche und Aufgabe glaubender Menschen ist es, dies zu zeigen.

Liebe Hörerinnen und Hörer, vieles wäre aus den vergangenen Wochen der Synode noch zu sagen. Sie hat mir vor allem eines gezeigt: es ist beeindruckend zu erleben, wie lebendig Kirche wird, wo wir uns gegenseitig austauschen und uns Anteil schenken an dem, was uns bewegt und trägt. Diesen Weg dürfen wir voller Freude und Hoffnung weiter gehen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14128
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