Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Endlich Ferien! Zeit zum Entspannen, Zeit um Abstand zu bekommen. Viele fahren dazu weg; anderen reicht es, mal nicht ins Geschäft zu müssen. Der Schluss der Schöpfungsgeschichte fällt mir dabei ein: „Vollendet hatte Gott am siebenten Tag seine Arbeit, die er machte, und feierte am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte. Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, denn an ihm feierte er von all seiner Arbeit, die machend Gott schuf" (Genesis 2,2-3 in der Übersetzung von Buber/Rosenzweig). 
Was mir an diesem Text auffällt, ist die Verwendung des Wortes „Arbeit"; dreimal geschieht das, und jedes Mal wird im hebräischen Urtext das Wort gebraucht, das das ganz normale Arbeiten bezeichnet. Gott schafft also kein „Opus" und kein „Werk", sondern er arbeitet und müht sich. Wie Menschen arbeiten und sich mühen. Sie tun so das Gleiche wie Gott. Sie beteiligen sich an Gottes Arbeit. Das gibt dem menschlichen Arbeiten Würde. Weiter fällt mir auf, dass Gott am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte, „feierte". Gewöhnlich wird diese Stelle mit „ruhen" übersetzt. „Feiern" ist aktiver als „ruhen". Es schließt die Freude über das Geschaffene mit ein, jenen zufriedenen Blick, mit dem Gott alle seine „Arbeit" als „sehr gut" betrachtet (Genesis 1,31). 
Und schließlich: Gott segnet und heiligt den Tag, der dem „Feiern" von der Arbeit gewidmet ist. So bekommt auch das Feiern Gewicht, allerdings jenes Feiern „von", was bedeutet: Die Arbeit und die Freude und Zufriedenheit über das Geschaffene gehören zusammen. So wichtig die Arbeit ist, so wichtig ist auch, ihre Vollendung zu feiern. Ob Ferien und Urlaub etwas mit dieser Art des Feierns zu tun haben? Ich glaube, dass dies dann der Fall ist, wenn ich diese Tage als Segen begreife. Als eine Zeit, die mir neben meinem Arbeiten und Mühen das Genießen eröffnet. Das Genießen dessen, was Gott „gearbeitet" hat. Ich kann es entdecken in der Schönheit seiner Schöpfung und in der Freude über mein Leben.

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