SWR2 Wort zum Tag

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Bei der Arbeit erlebt man Beides: Lust und Last. Meinen Beruf als Pfarrer würde ich wieder wählen. Er war für mich „Berufung", und ich habe ihn gerne ausgeübt. Die Arbeit in ihm war Lust! Manchmal haben mich Misslingen und die Mühe bei meinem Tun aber nur noch müde gemacht. Dann wurde die Arbeit zur Last. Sie war für mich aber immer mehr Lust.
In der modernen Arbeitswelt gibt es allerdings Tätigkeiten, die man nur schwer als „Berufung" erkennen kann. Sie werden von Menschen überwiegend als Last empfunden. Diese Last wird besonders groß, wenn für eine solche Arbeit nicht einmal ein gerechter Lohn bezahlt wird. Da vergeht einem die Lust an der Arbeit. Es kann ähnlich sein, wenn Anerkennung für das, was man täglich tut, ausbleibt; man hat dann leicht den Eindruck, dass nicht nur dem, was man tut, sondern auch einem selbst Wertschätzung vorenthalten wird. Aber die meisten Menschen arbeiten gerne in ihrem Beruf und erleben, was sie tun, durchaus als Lust.
Arbeit als Lust und als Last - auch in der Bibel gibt es beides: In der Schöpfungsgeschichte werden die ersten Menschen beauftragt, Gottes Garten zu bebauen und zu bewahren. Auch für Jesus ist Arbeit selbstverständlich. Immer wieder benutzt er in seiner Verkündigung Bilder aus der Arbeitswelt. Menschsein und Arbeit gehören zusammen. Luther hat es in ein schönes Bild gebracht: der Mensch sei zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen. Und mit seiner Arbeit könne der Mensch eine von Gott gegebene Aufgabe mit Lust erfüllen. - Die Bibel leugnet aber auch nicht die Last. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, heißt es gleich am Anfang der Bibel, wenn von der tiefen Störung in der Schöpfung und im Leben des Menschen berichtet wird. Arbeit macht Mühe, kostet Kraft. Sie kann misslingen, und ihr Ertrag kann weit hinter dem zurückbleiben, was man eingesetzt hat. Man kann sie auch verlieren! Und das alles wird dann zur Last.
Allerdings: die Arbeit ist nicht alles. So sehr sie zum Menschen gehört, - sie bestimmt nicht den Wert des Menschen, und der Sinn seines Lebens geht nicht in ihr auf. Das widerspricht zutiefst der Aussage von Karl Marx: Der Mensch ist das, was er in seiner Arbeit aus sich macht. Wert und Sinn des Lebens hängen zuletzt weder von der Lust bei der Arbeit noch von ihrer Last ab, sondern von Gottes Ja zu uns.

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