SWR4 Abendgedanken RP

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Warten und sich langweilen war gestern - dank modernster Technik im Hosentaschenformat! Da gibt es Smartphones, internetfähige mp3-Player und vieles mehr. Bei den meisten Kindern und Jugendlichen haben genau diese Sachen ganz oben auf dem Wunschzettel für Weihnachten gestanden.
Kein Wunder, denn damit sind ja heutzutage auch ganz tolle Sachen möglich. Egal wo man ist - wird einem die Zeit lang - ob in der Kassenschlange, im Bus oder im Wartezimmer - greift man heutzutage einfach in die Tasche und zieht das passende Gerät heraus. Sofort kann man einen Anruf erledigen, sich per email verabreden oder schnell im Internet schauen, wie man am besten aus dem Stau raus kommt - alles auf Knopfdruck. Wartezeiten sind somit kein Problem mehr.
Blöd nur, wenn der Akku vom Handy leer ist oder man seinen mp3-Player gar nicht eingesteckt hat. Dann bleibt einem nur warten übrig. Und da fällt auf - warten - das ist gar nicht so leicht!
Der nervöse Blick auf die Uhr oder aufs Handy sagt schon alles. Wir müssen doch was tun, damit sich was bewegt in unserem Leben. Oder etwa nicht?
Von den Weihnachtsfeiertagen klingt noch eine andere Botschaft nach, finde ich:
Gott ist als Kind in unsere Welt gekommen. Das Jesuskind hat schon das Zeitmanagement seiner Eltern Maria und Josef tüchtig durcheinander gebracht. Er wollte mitten in die Volkszählung hinein zur Welt kommen. Ausgerechnet in Bethlehem, wo alles überfüllt war, weit weg von Zuhause.
Wie jedes Menschenkind kann man auch Gott nicht auf Knopfdruck bestellen. Ihn bekommt man auch nicht pünktlich nach Hause geliefert.
Gott kommt zu seiner Zeit. Und das kann heißen, er kommt überraschend. Redet in mein Leben hinein, wenn ich gar nicht darauf eingestellt bin. Oder er redet gar nicht, auch wenn ich das bräuchte. Und ich muss warten.
Gottes Uhren ticken offensichtlich anders als die Wunder unserer modernen Technik.
Und das ist auch gut so. Denn so weiß ich: ich muss nicht immer was tun, damit sich was bewegt in meinem Leben. Ich muss auch nicht immer auf die Uhr oder das Handy schauen. Manchmal darf ich einfach warten und mich beschenken lassen - vielleicht ja gerade mit der Kraft, die aus der Ruhe kommt.
Gott kommt, in die Welt, in unser Leben - zu seiner Zeit.

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