SWR3 Gedanken

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Ich habe ihn noch einmal in der Hand, meinen Kalender 2011. In wenigen Stunden ist er schon Geschichte. Alle Termine, alle Begegnungen werden dann endgültig Vergangenheit sein. Ich werde ihn zu den anderen Jahren ins Regal stellen und dann nur noch einmal hervorholen, wenn es um die Steuererklärung geht. 365 Tage Leben sind wieder einmal vorbei und morgen schon werde ich meinen neuen Kalender aufschlagen. Aber heute blättere ich noch einmal in meinem bald alten Kalender. Ich lese noch einmal die Namen von Menschen, die ich besucht habe und denen ich begegnet bin. Zum Beispiel den von Margarete. 75 Jahre ist sie in diesem Jahr geworden und hat das groß gefeiert. Jahrelang hat sie sich ehrenamtlich und unermüdlich für andere Menschen eingesetzt. Bald nach ihrem Geburtstag ist sie schwer erkrankt. Ich habe sie mehrmals im Krankenhaus besucht. Und immer hat sie mich zufrieden angelächelt. „Ich spüre so einen tiefen Frieden und eine Gelassenheit in mir. Das ist mir selber unheimlich", sagt sie in einem unserer Gespräche. „Aber mein Glaube gibt mir gerade in dieser Zeit viel Kraft und Halt". Dieser Glaube hat auch mir Mut gemacht.
Beim Blättern im Kalender kommen mir auch wieder Termine in den Sinn, die schwierig waren. Zum Beispiel das Gespräch, in dem mir mitgeteilt wird, dass ich mich bitte nicht auf eine bestimmte Stelle bewerben soll, weil ich nicht mit Frau und Kindern zusammen lebe.
Aber es gab auch viel, viel Schönes: die Bundesgartenschau in Koblenz zum Beispiel, die ich mit gestalten konnte und durch die ich viele interessante und sympathische Menschen kennen gelernt habe. Dieses Jahr 2011 geht nun bald zu Ende. Die Erinnerungen bleiben. Sie sind so etwas wie Spuren Gottes in meinem Leben. Und diesem Gott vertraue ich auch das Neue Jahr an. Ich bin gespannt, wo und wie er mir begegnen wird.  

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