SWR4 Abendgedanken RP

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Auf allen Kanälen werden sie gesucht: die intelligentesten Deutschen und die attraktivsten Bauern, unser Star für Baku und das nächste Topmodel. Und Ratemillionäre natürlich auch. Und wenn dann diese Sieger und Stars gefunden sind, denkt kaum einer mehr an die vielen tausend, die sich auch beworben haben. Die Hoffnungen hatten und enttäuscht wurden. Sie spielen keine Rolle mehr, treten in den Hintergrund.
Ich bin auch keiner von diesen Siegern. Ich hab noch nie bei Günther Jauch gesessen. Kann nicht gut genug singen und meine Figur reicht auch nicht für eine Model-Karriere. Und so geht es den meisten anderen ja auch. Im Rampenlicht stehen, das ist nur wenigen vorbehalten.
Aber die Stars und Sieger brauchen genau solche Leute. Leute, die eben nicht im Rampenlicht stehen. Die Superstars brauchen Musiker, die ihnen einen neuen Hit schreiben. Die bekannte Sängerin braucht eine Managerin und Assistenten. Die sorgen nämlich dafür, dass alles rund um die Auftritte klappt. Und der Formel-1-Rennfahrer kann ohne seinen Rennstall, ohne die Ingenieure und Mechaniker nicht gewinnen. Es braucht Menschen im Hintergrund. Menschen, die für andere da sind.
Für all die Menschen im Hintergrund steht für mich Johannes der Täufer. Er ist eine wichtige Adventsgestalt. Johannes lebt zur Zeit Jesu. Er predigt in der Wüste und die Menschen strömen in Massen zu ihm. Wie ein Magnet zieht er sie an. Aber ein Superstar will er nicht sein - er bleibt der Mann im Hintergrund. Auch wenn die Leute versuchen, ihn in den Himmel zu heben. Er sagt ganz nüchtern: „Es kommt einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren." (Lk 3,16) So weist Johannes der Täufer auf Jesus hin.
Umso erstaunlicher ist eigentlich, wie beliebt dieser Mann im Laufe der christlichen Geschichte gewesen ist. Er wird verehrt, Kirchen werden nach im benannt, Kinder auf seinen Namen getauft. Obwohl er nur der Mann ist, der auf Jesus hinweist. Aber vielleicht macht das den Johannes gerade sympathisch. Weil er eben nicht der Superstar ist, sondern der Heilige für alle, die im Hintergrund stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12067
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