SWR4 Abendgedanken RP

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Steine sind meistens wertlos und werden buchstäblich mit Füßen getreten. Wenn sie über einen Kiesweg laufen, dann merken Sie das höchstens, wenn Sie einen Stein im Schuh haben. Aus kleinen Steinen kann aber auch ganz große Kunst werden, wie eine derzeitige Ausstellung in Überlingen zeigt: Europäische Mosaikkunst vom Mittelalter bis 1900. Bis Mitte Oktober können Sie wertvolle Mosaiken aus europäischen Museen sehen, unter anderem auch aus dem Vatikan. Und sie können den Effekt beobachten, der Mosaike so interessant macht: Wenn Sie nahe vor dem  Kunstwerk stehen, nehmen sie die einzelnen Steinchen wahr, für sich genommen, ein einfaches quadratisches Teilchen, aber wenn Sie sich weiter entfernen, geht das einzelne Teilchen in das Ganze über und ergibt das Bild. Ein schwarzes Steinchen wird zum Beispiel die Pupille, braune Steinchen die Falten unter den Augen. Für mich sind diese Mosaik-Kunstwerke so etwas wie Sinnbilder für das Zusammenleben von Menschen, in kleinen und großen Gemeinschaften. In einer Familie zum Beispiel, bei der Feuerwehr oder in einem Fußballverein. Einer, der gut dribbeln kann, gewinnt alleine kein Spiel. Es braucht viele verschiedene Steine für das Gesamtbild. Auch in einer christlichen Gemeinde leben ganz verschiedene Charaktere zusammen. Paulus vergleicht im ersten Korintherbrief die Gemeinde mit einem Körper: Der Kopf, der Rumpf und die Glieder gehören zusammen, Kein Körperteil kann zum anderen sagen: ich brauche dich nicht. Allerdings - Die Kraft, die alles zusammenhält, ist der Heilige Geist. Durch ihn werden die einzelnen Menschen zur Gemeinschaft. Deshalb gefallen mir Mosaike so gut, weil sie verdeutlichen: Einzeln sind es nur kleine, unscheinbare Teilchen, aber zusammen, ergeben sie ein buntes, lebendiges Bild.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11158
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