SWR4 Abendgedanken RP

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Wer treu ist, der gilt oft auch als nicht ganz gescheit, der Volksmund sagt dazu treudoof. Treue Menschen sind vermutlich langweilig und haben kein Interesse, Neues zu entdecken. Und - treu sein ist auch anstrengend, weil man über viele Krisen und Durststecken beharrlich bleiben muss. Das gilt in vielen Bereichen, in der Liebe zum Beispiel, aber auch bei der Arbeit, oder wenn man über längere Zeit ein Ziel verfolgt. Das Projekt Friedensschritte für Serbien ist so ein Ziel. Seit 17 Jahren arbeitet das Bistum Mainz ganz  treu an diesem Projekt. Jedes Jahr im Sommer organisieren Bistumsmitarbeiter mit Zivildienstleistenden eine Fahrt nach Serbien. In diesem Jahr stemmen Freiwillige und ehemalige Zivis das Projekt.  Seit dieser Woche sind sie wieder dort. Die Freiwilligen leisten Friedensarbeit in einem Flüchtlingscamp. Ja, es gibt sie noch, die Flüchtlinge in Serbien. Sie gehören nirgendwo richtig dazu, und haben keine Zukunftsperspektive. Sie fühlen sich von aller Welt vergessen. Aber jedes Jahr im Sommer kommen ein paar treue deutsche Freiwillige, spielen und lernen mit den Kindern und üben mit den Jugendliche Englisch. Ein kleiner Hoffnungsfunke, der den Flüchtlingen zeigt: es gibt Menschen, die sich für uns interessieren. Sie lassen uns nicht im Stich. Sie tun das, weil sie das Wort Jesu im Mathäusevangelium ernst nehmen: „Was Ihr den Geringsten getan hat, das habt Ihr mir getan." Gering ist nämlich das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit an diesen Menschen, weil dauernd neue, extremere humanitäre Katastrophen passieren. Aber die freiwilligen Helfer vom Bistum Mainz haben sich für die Treue entschieden. Sie kommen jedes Jahr, wenn andere Hilfsorganisationen schon wieder weg sind. Sie versuchen, auch die Krisen mit durchzustehen und organisieren langfristige Hilfen für Kinder, die vom Krieg traumatisiert sind. „Eine kleine Treue gibt eine große Kraft". Auch wenn Treue vielleicht altmodisch und langweilig wirkt; Aber wer einen langen Atem hat und treu bleibt, kann ganz viel erreichen.

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