Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vor Jahren bekam ich eine alte englische Rose von einer Freundin geschenkt. Und jedes Jahr warte ich wieder auf ihre Blüten im Juni. Und freue mich daran.
Darum habe ich Ihnen, heute am Samstag, einen ganzen Strauß von Rosen-legenden gebunden. Vielleicht können auch Sie sich daran erfreuen.
Denn die Rosen, die duften ja angeblich nach dem verloren gegangenen Paradies. So erzählt es eine Legende. Es war eine Rose, die Eva aus dem Paradies herüber rettete ins unwirtliche Leben, das eben nicht mehr das Paradies ist. Ursprünglich, sagt die Legende, war diese Paradiesrose von reiner, weißer Farbe und ohne Dornen. Die weiße Farbe verlor sie erst, als sie zur Gefährtin der Menschen wurde. Die Unvollkommenheiten und Fehler der Menschen haben auf die Rose abgefärbt.
Doch das Sprichwort sagt: "Anstatt zu klagen, daß Rosen Dornen haben, sollst Du Freude haben, daß selbst Dornen Rosen tragen."
Es kommt also auf den Blickwinkel an. Auch jenseits von Eden blühen ja die Rosen, zwar mit Stacheln, aber sie blühen.
Nicht von ungefähr wird die Rose die Blume der Frauen genannt. Und die der Liebesgöttinnen Venus, Isis und Aphrodite. Die ersten Christen mochten daher keine Rosen. Rosen waren verboten. Sie galten als Inbegriff des weltlichen Genusses, der Wollust und der Ausschweifung.
Aber wie das Leben so spielt, was nach dem Paradies duftet, das unterwirft sich nicht den menschlichen Verboten. Was als Geschöpf Gottes zur Schönheit bestimmt ist, das läßt sich von Menschen nicht so einfach ins Dunkle stellen. Und wenn schon die Frauen nicht so sein durften wie eine erblühte Rose, dann sollte wenigstens Maria, die Mutter Jesu, zur "Königin der Rosen" werden.
Die Legende erzählt, wie sich Maria, müde von der Wanderung, niederlegt und ihren Wanderstab aus Rosenholz in die Erde steckt. Und Gott lässt den Wanderstab aus Rosenholz grünen und blühen und bald ist alles über und über mit Rosen bedeckt. Und als Leute vorbeikommen und Maria schlafend im Rosenhag sehen, da freuen sie sich einfach: an der Schönheit der Rosen und an der Schönheit der schlafenden Frau.
Jetzt habe ich Ihnen einen ganzen Strauß Rosen für den Samstag geschenkt. Suchen Sie sich die schönste heraus. Und denken Sie daran:
Die Freude an den schönen Dingen des Lebens brauchen wir so dringend wie das tägliche Brot. Denn mit der Freude, da ernährt Gott unsere Seele.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10911
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