SWR1 3vor8

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31MAI2020
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Begeisterung wirkt manchmal befremdlich, wenn man selber nicht zu den Begeisterten gehört. Beim Fußball, -ohne Corona- wenn wildfremde Männer einander umarmen und jubeln und in ihre Tröten blasen. Wenn Kinder etwas erlebt haben und einem dringend davon erzählen wollen. Alles geht durcheinander, die Stimmen überschlagen sich, man versteht erst einmal kein Wort. Man möchte sagen: „Nun bleibt mal auf dem Teppich“. Aber man ahnt doch: Da ist etwas Großartiges passiert.

So etwas ähnliches gab es anscheinend unter den ersten Christen (Apg 2, 1-21). Heute, an Pfingsten, 50 Tage nach Ostern, wird in den Kirchen daran erinnert.

120 waren damals beieinander und haben gefeiert erzählt die Bibel. Das Schawuoth-Fest, eine Mischung aus Erntefest und Dankfest für die Gabe der 10 Gebote. Das war sicher eine fröhliche Sache. Und da geschah es dann. Die Menschen gerieten außer sich vor Freude über Gottes Gaben. Feuer und Wind, hat man später erzählt, kamen über sie. Befeuert hat sie der Geist Gottes, wie ein Sturm hat er sie in Bewegung gebracht. Damals wussten sie: Gott zeigt sich in Wind und Feuer. Die Menschen waren begeistert, vor Freude ging alles durcheinander, alle redeten durcheinander von ihrer Freude. Und die das beobachtet haben, die haben gesehen: die sind ja ganz aus dem Häuschen. Die sind begeistert. Begeistert von Gott.

Aber wie das so ist: Man ahnt, was die Begeisterten bewegt. Aber dann kommt es einem doch merkwürdig vor und irgendwie übertrieben. So war das damals auch: „Nun kommt mal wieder runter“, haben die Beobachter gesagt, „ihr seid ja betrunken“. Soll ja vorkommen, dass man vor lauter Begeisterung kein Maß mehr kennt.

Da tritt Petrus auf, der Anführer der ersten Christen. Petrus, der sich auskennt mit Feuer und Wind und den Erscheinungsformen Gottes. Petrus, der sich auch auskennt mit den Heiligen Schriften. „Die sind nicht betrunken“, sagt er, „die sind begeistert“. Gottes Geist hat sie ergriffen. Erinnert euch doch – die Propheten, die Gottesmänner früher, die haben vorhergesagt, dass das so kommen wird. „Wenn die neue Zeit anfängt, dann wird Gott seinen Geist auf die Menschen ausgießen. Dann werden sie begeistert sein und sagen und tun was nötig ist, damit die Welt anders wird.“

Wir Christen glauben, das war die Geburtsstunde der weltweiten Christenheit. Die wenigen Menschen von damals – die waren so begeistert und haben andere mit ihrer Begeisterung angesteckt. Viel Gutes ist in der Folge passiert. Manchmal denke ich: Solche Begeisterung, die fehlt uns Christen heute. Es könnte sich mehr bewegen in der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31002
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