Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wer sich nicht unterkriegen lässt, der wird reich belohnt.“

 

Das steht in der Bibel. Im Buch der „Offenbarung“. Wörtlich heißt es dort: "Wer siegt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens." (Offb 2, 7b) Der Baum des Lebens steht für all das, was mir gut tut, mir Kraft gibt und mich lebendig macht. Aber um etwas von den Früchten des Baumes zu bekommen, muss ich ordentlich was tun. Nämlich kämpfen und mich nicht unterkriegen lassen.

Diese Regel gilt ja eigentlich immer: ich tue etwas und werde dann belohnt. Wenn ich mich in der Schule anstrenge, habe ich später gute Chancen einen Job zu bekommen. Wenn ich fleißig arbeite, kann ich mir manchen Luxus gönnen.

Zu meinem Bild von Gott passt diese Regel aber nicht. Ich glaube nicht, dass Gott mir etwas vorenthält, was mir gut tut. Nur weil ich mich nicht genug angestrengt habe. Gottes Liebe muss ich mir nicht verdienen. Er hat mir mein Leben geschenkt und ich vertraue darauf, dass mein Leben gut werden kann – unabhängig von dem, was ich tue.

Doch das ist nur die eine Seite. Ich weiß auch, dass das Leben richtig anstrengend sein kann. Nicht alles fällt mir einfach so in den Schoß. Manchmal brauch ich ordentlich Kraft und Energie, um etwas durchzuziehen. Als ich meine Abschlussarbeit am Ende des Studiums geschrieben habe, war das so. Das war zeitweise richtig zäh. Oder wenn ich beruflich ein Projekt habe, das einfach nicht voran geht.

Es ist Pfingsten. Das Fest, an dem ich mich daran erinnere, dass Gott seinen Geist unter die Menschen geschickt hat. Und dieser Geist hat es in sich. Die Bibel schreibt ihm verschiedene Eigenschaften zu: z.B. die Stärke. Vom Geist der Stärke spüre ich etwas, wenn ich die Kraft habe, an einer Sache dranzubleiben. Ich nicht sofort flüchte, wenn es schwierig wird oder Konflikte entstehen. Ich spüre von dieser Stärke auch etwas, wenn ich den Mut habe, durchzuhalten. Wenn ich mich von meiner Angst und meinen Zweifeln nicht unterkriegen lasse.

„Wer sich nicht unterkriegen lässt, der wird reich belohnt.“

Das gilt also doch auch bei Gott. Aber die Belohnung gibt es nicht nur ganz am Ende. Gott schenkt mir auch in anstrengenden Zeiten den Geist der Stärke und hilft mir, durchzuhalten. Belohnt werde ich so gleich zweimal: mitten in der Anstrengung und auch danach.

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