SWR4 Abendgedanken

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Berberitzen sind gute Heckenpflanzen, denn sie haben viele Dornen. Also da kommt so schnell keiner durch. Im Eingangsbereich der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz hat man ganz viele davon gepflanzt. Nicht nur als Hecke, sondern einen ganzen Hang hat man damit versehen und zwar mit der so genannten Blutberberitze. Die hat rötlich-violette Blätter. Die Berberitzen passen zu dieser preußischen Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert. Denn bei einer Festung ging es ja auch darum, dass da so schnell keiner durchkam. Überall sind Mauern, stark befestigte Tore, Gräben, Schießscharte usw. usw.. Alles, damit ein möglicher Feind nicht durchkommen konnte. Sicherlich hat man bei der Neugestaltung des Eingangsbereiches vor einigen Jahren die Berberitzen auch deshalb genommen, weil sie als pflegeleicht gelten. Aber je länger die Anlage steht, umso mehr grüne und manchmal auch gelbe und weiße Punkte schleichen sich in die rotviolette Blätterwand. Denn trotz der Dornen und des dichten Bewuchses mogeln sich immer mehr andere Pflanzen dazwischen: Wilde Möhre mit ihren weißen Blüten, gelbes Schöllkraut oder auch die immer und überall auftauchenden Brombeerranken. Einmal habe ich sogar eine Königskerze gesehen, die mit ihren gelben Blüten bestimmt einen Meter über den Berberitzen thronte. Die Gärtner mag es ärgern, denn sie haben keine Lust, durch die dornigen Berberitzen zu gehen, um die so genannten Unkräuter zu entfernen. Mich freut das, sagt es mir doch zum einen: Auch wenn noch so viele Dornen dicht an dicht stehen, die Natur findet einen Weg, dass auch noch andere Pflanzen Platz haben. Und zum andern: Die Natur mag es nicht, wenn es nur eine Sorte gibt. Sie mag es vielfältig. Und mal ganz ehrlich, ich finde es auch schöner, wenn das Rotviolett durch einige grüne, weiße und gelbe Punkte aufgelockert wird. Das Bunte passt vielleicht nicht so zu einer militärischen Anlage, aber die ist ja eh aus dem vorvorigen Jahrhundert.


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