SWR1 Begegnungen

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Viele kennen ihn aus der Fernsehfastnacht: Andreas Schmitt aus Mainz. Messdiener Schmitt Dort spielt er den lustigen „Obermessdiener vom Dom“. Aber auch beruflich und privat hat er viel mit Kirche und Glaube am Hut. Darüber hat sich Michael Kinnen von der Katholischen Kirche mit ihm unterhalten. 

Teil 1.  Humor in der Fastnacht – Humor in der Kirche 

Ich treffe Andreas Schmitt in seinem Büro im Bischöflichen Ordinariat in Mainz. Dort ist er in der EDV-Abteilung und kümmert sich um Internetverbindungen. Dabei sind ihm die Verbindungen zu Menschen noch lieber. Und dazu nutzt er die Fastnacht. Kirche und Fastnacht, das gehört ohnehin zusammen: Die ehemals „urkatholischen Gegenden“ wie Mainz, Köln oder Düsseldorf: das sind die närrischen Hochburgen. Noch einmal so richtig feiern vor der Fastenzeit – daher kommt die Fast-Nacht“. Und nicht nur deshalb sind auch dieses Jahr wieder Kirchenthemen in seinen Büttenreden dabei, sagt Andreas Schmitt 

Klar, der Papst hat ausgerechnet an Rosenmontag sein Amt niedergelegt, es wurde erstmals jetzt auch wieder ein Südamerikaner in dieses Amt gewählt. Ein Finther ist Kardinal geworden, was uns Gonsenheimer natürlich am meisten ärgert. Da hat man natürlich eine gewisse Steilvorlage – und Limburg hat im sarkastischen Sinne gesagt dem Ganzen ja die Krone aufgesetzt. (20“)

Die Schlagzeilen um Tebartz-van Elst in Limburg sind bekannt. Für Andreas Schmitt ist es aber wichtig, nicht einfach auch noch draufzuschlagen. Gehässig zu sein – das kippt leicht; denn in „gehässig“ steckt ja das Wort „Hass“. Das passt nicht zum lebensfrohen Andreas Schmitt – und auch nicht zur Meenzer Fassenacht.

Es ist alte Mainzer Tradition, die Kunst des Redners zu beherrschen: nicht mit dem Schwert alles in Fetzen zu schlagen, sondern mit dem Florett klein gezielte Stiche zu setzen, die so ein bisschen prickeln und kitzeln, aber nicht wehtun. Und das muss einem gelingen können. (13“)

Auch ich kann über manches in der Kirche nur den Kopf schütteln. Aber: Der Fastnachts-Narr hält den Spiegel vor. Das ist, denke ich – ganz kirchlich - eine Chance, sich zu bessern und zur Umkehr. Mit dem Narrenspiegel in der Hand begibt sich Andreas Schmitt als Mainzer auch nach Limburg:

Es ist ja jetzt Blödsinn für mich, da aufzuzählen die Millionen, die da angeblich geflossen sind, sondern ich muss da ganz anders rangehen. Und mit der größte Brüller in diesem Jahr ist dann natürlich, dass mich fiktiverweise der Kardinal Lehmann nach Limburg abordnet mit der Maßgabe, dass ich eigentlich ein lustiger  Lausbub bin, der dort die  Leute wieder zum Lachen bringt; und dass ich auch von meiner Figur her der Einzige bin, der dort die Badewanne ausfüllen kann. Das ist natürlich ein Schlag. Da fetzt der Saal. (28“)

Auch Selbstironie gehört dazu. Wer Humor hat, nimmt sich selbst nicht so wichtig, will nicht Maß aller Dinge sein. Es geht Andreas Schmitt nicht um den moralinsauer-erhobenen Zeigefinger des Besserwissers, auch wenn manche gerade das mit der Kirche verbinden. In der Fastnacht darf es entspannter zugehen. Und so klingt es auch, wenn Andreas Schmitt als Obermessdiener in die Bütt geht. Seine „missionärrische Botschaft“ dabei: Dorthin gehen, wo die Menschen sind – ganz im Sinne von Papst Franziskus:

(Mitschnitt Büttenrede) „Das ist Kirche nach außen, so klingt die Ode. Denn der Herr hat das Lache uns niemals verbote. Drum hab ich heut Abend die Zeit mir genomme. Morje früh wird von euch ohnehin keiner komme.“ (16“)

 

 

 

Teil 2:

Gestern in Rom: Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, gebürtiger Mainzer aus Finthen -  ist zum Kardinal berufen worden. Ein Finther wird Kardinal! Und das eine Woche vor Fastnacht, wo so mancher „Finther“ sein närrisches Fett wegkriegt. Das lässt den kirchlichen Fastnachter Andreas Schmitt nicht kalt, gerade, wenn er auf der närrischen Bühne steht:

(Mitschnitt Büttenrede) „Im Vatikan kein unbedeutender Sohn, das ist der Chef von der Glaubenskongregation. Da stellt sich die Frage: Was kommt danach? Papst Benedikt hatte den Posten ja aach. Zum Geburtshaus des Papstes kann man in wenigen Jahr’n – bequem von Mainz-Hauptbahnhof mit der Straßenbahn fahr’n.“ (21“)

Mit Wortwitz und Humor nimmt Andreas Schmitt so manches kirchliche Ereignis auf’s Korn. Und bleibt dabei auch selbstironisch. Seine rundliche Figur strahlt schon rein äußerlich eine Komik aus, wenn er mit betont gemessenen Schritten im angedeuteten Messdienergewand auf die Bühne kommt. Und doch ist er keine bloße Witzfigur, sondern zeigt auch Tiefgang:

Wie hat meine Oma immer gesagt: ‚Wenn der liebe Gott nicht gewollt hätte, dass du so bist, wärst du anders‘.  Und danach lebe ich. Sie war auch eine sehr gläubige Frau – und da habe ich für meine privaten und beruflichen Erfahrungen viel aus dem Glauben mitgenommen. Und dann kann man da ganz entspannt dranrangehen. (15“)

Wer den Glauben ernst nimmt, der ist humorvoll. Klingt vielleicht paradox. Ist aber wahr: Wer humorvoll ist, weiß, dass nichts hier auf der Erde endgültig ist; der nimmt nichts zu bierernst und wird nicht verbissen. Wer glaubt, dass sogar der Tod nicht das letzte Wort hat, der kann in heiterer Gelassenheit alles ertragen. - Das ist echter Humor, der weit mehr ist als schenkelklopfende Kalauer. Aber auch die dürfen in der Fastnacht mal sein. Zum Beispiel, wenn Andreas Schmitt erklärt, dass ein Weihbischof kein Wein-Bischof ist. Alles schon erlebt. Die besten Fastnachts-Geschichten schreibt ohnehin das Leben selbst, meint Andreas Schmitt.

Der ehemalige persönliche Referent vom damaligen Weihbischof Rolly (...), der hat mir mal erzählt, dass sie in der Tat auf einer Podiumsdiskussion im Badischen waren. Und da ist ja der evangelische Glaube verbreiteter und man kennt die katholischen Amtstitel nicht so  – und da stand dann tatsächlich „Weinbischof“ Wolfgang Rolly – Das ist natürlich, haha, so was muss man einbauen, klar. (23“)

Fest eingebaut ist im Programm von Andreas Schmitt auch die Werbung für den Mainzer Dombauverein. Und auch ein Gebet für seinen Bischof, den Mainzer Kardinal Lehmann, darf nicht fehlen. Da spielt Andreas Schmitt nicht nur die Rolle des Obermessdieners, da ist er ganz er selbst – ein lebensfroher Katholik aus dem Bistum Mainz:

(Mitschnitt Büttenrede) „Und ihr kommt schneller in den Himmel hinein, werdet ihr heut Abend noch Mitglied im Dombauverein. Und danket dem Herrn auf jeden Fall – für unser’n lieben Bischof Karl. Er lobt mich bis in des Gewandes Zipfel. Und sagt immer: Bub, du bist mit Abstand der Gipfel. Das war’s, Adieu, helauluja...“ (32“)

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17015
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