SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. So heißt es. Das mit dem Schweigen passt gut zu Wochenenden, wo man sich entspannen und dem Strom der tagtäglichen Lasten und Verpflichtungen entziehen will: Stille, schweigen, niemand erwartet etwas von einem. Man kann dabei in den Bergen wandern oder am Strand spazieren gehen oder auch in einem Kloster für ein paar Tage Ruhe finden.
Und es ist in der Tat manchmal besser zu schweigen! Viel von dem, was wir sagen, führt zu Missverständnissen. Worte können Türen verschließen und Beziehungen zerstören. Dann tut es uns leid, was wir gesagt haben - aber zu spät. Was gesagt ist, kann man nicht mehr zurücknehmen.
Aber Schweigen ist nicht immer Gold. Gegen Ungerechtigkeiten zum Beispiel muss man etwas sagen, sonst macht man sich mitschuldig.
Reden ist gar lebenswichtig: ein Baby, das nicht angesprochen wird, kann sich nicht entwickeln und verkümmert. Liebe muss mitgeteilt werden.
„Habe keine Angst, sprich! Schweige nicht, ich bin bei Dir!" (Apg 18,9f) ermuntert Gott laut der Bibel seinen zutiefst erschöpften Apostel. Es gehört Mut dazu, Stellung zu beziehen und zu reden, wenn Ungerechtigkeiten geschehen. In einer Beziehung ist es ein Risiko, sich dem anderen auszusetzen, sich ihm zu offenbaren und darauf zu vertrauen, dass der andere einen auch verstehen will. Im Reden öffnet man sich dem anderen. Und im Idealfall kommt das zustande, was man als gelungene Kommunikation bezeichnet: zwei Menschen begegnen sich.
Wir brauchen das eine wie das andere. Manchmal muss man sich zurückziehen, schweigen, um sich über etwas klar zu werden, aber es gilt auch im richtigen Augenblick zu reden. „Habe keine Angst, schweige nicht, ich bin bei dir" - misch dich ein, wenn Ungerechtigkeiten geschehen; rede, wenn du liebst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16180
weiterlesen...