Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich wünsche Dir alles Gute!" - der Wunsch ging mir lange wie selbstverständlich über die Lippen. Heute bin ich der Meinung: „Alles Gute" wünschen, dies ist zu viel des Guten!  Denn „Alles Gute", bedeutet das nicht  den Lottogewinn und monatlich € 5000,- Zuschuss auf Lebenszeit, andauernde Gesundheit bis weit über 100 Jahre, ständige Zufriedenheit und alles (ja: alles!) Glück auf Erden...? Aus diesem Grund habe ich mir angewöhnt, diesen Wunsch etwas bescheidener auszudrücken. Heute sage ich: „Ich wünsche Dir viel Gutes!" - „Viel Gutes", das fällt mir leichter als der allumfassende „Alles-Gute-Wunsch". Denn da habe ich doch ständig den Eindruck, dass er doch nicht in Erfüllung gehen kann. Ich mag diesen Satz: „Ich wünsche Dir viel Gutes!" Ich finde, wir können uns gar nicht genug „viel Gutes" zusagen. Deshalb lasse ich keine Gelegenheit aus, meinen Mitmenschen Gutes zu wünschen. Vor vielen Jahren war ich bei einem Gottesdienst in Italien zu Gast. Am Ende kam eine alte Frau auf mich zu und wünschte mir „pace e bene" - „Friede und Gutes". Ein schöner Wunsch, ein Wunsch, der alles Wesentliche enthält. Gute Wünsche, egal wie sie heißen, kann ich direkt aussprechen - ich kann aber auch Gutes denken. Dem Mann vor mir Gutes zudenken, der traurig und gebückt über die Straße geht. Der Frau, die ich von weitem sehe, und die mit ihrem Kinderwagen versucht, den Bus zu erreichen - ich kann einen guten Wunsch einfach denken, ich darf darauf vertrauen, dass er ankommt. Auf diese Weise fühle ich mich mit anderen verbunden. Bin mit ihnen solidarisch. So wünsche ich Ihnen : „Pace e bene" oder eben: „Viel Gutes!"

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9943
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