SWR4 Abendgedanken RP

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Teil 1: Schüler entdecken das neue Dom-Kinderbuch

Alte Kirchen sind langweilig. So denken viele Kinder. Das muss aber nicht sein. Besonders der Mainzer Dom steckt voller spannender Geschichten. Da gibt es jede Menge interessante Statuen und Details zu entdecken. Löwen, Drachen und Skelette zum Beispiel. Damit möglichst viele Kinder ihre Vorurteile überwinden und richtig Lust bekommen, den Mainzer Dom kennen zu lernen, gibt es jetzt ein neues Buch: „Martin und Lena. Eine Entdeckungsreise im Mainzer Dom." Bevor das Buch nächste Woche offiziell vorgestellt wird, wurde es schon mal von der härtesten Jury der Welt auf Herz und Nieren geprüft: Von den Kindern selbst. Wie das Buch bei ihnen ankommt, das hat die Grundschullehrerin Margit Grom in der 4. Klasse der Mainzer Martinusgrundschule getestet:

 Schaut mal, Ich habe Euch ein neues Buch mitgebracht, schaut mal auf den Buchdeckel, was könnt Ihr da erkennen? Was seht ihr da? Fabian? Da sind zwei Kinder drauf. Leon? Und ein sehr bunter Schmetterling.

 Das Titelbild kommt schon mal ganz gut an bei den Kindern. Die Mischung zwischen Foto und Zeichnung wirkt spannend. Spannend ist auch der Inhalt des Buches: Martin und Lena, zwei Kinder besuchen den Mainzer Dom. Die kleinen Leser können sich gut in den beiden Hauptpersonen wiederfinden. Ein bunter Schmetterling lockt die Kinder an verschiedene Orte des Domes, da tauchen Menschen auf und verschwinden wieder und so machen sich Martin und Lena auf eine geheimnisvolle Entdeckungsreise durch den Dom. Phantasie und eine Prise Übersinnliches, statt trockener geschichtlicher Fakten, das hat den neunjährigen Pascal in seinen Bann gezogen:

 Ich find's richtig toll, weil es da auch um unseren Dom geht in Mainz, und der ist halt eine große Attraktion bei uns. Und ich find´s auch sehr spannend mit diesem geheimnisvollen Schmetterling und diesen Leuten, die immer auf einmal verschwinden, das ist viel spannender, weil es da so Rätsel gibt.

 Aber es geht nicht nur um Abenteuer und Rätsel in dem Buch. Während Martin und Lena durch den Dom gehen, entdecken sie natürlich Orte und Zeichen, die für den christlichen Glauben wichtig sind. Was ist eine Krypta, ein Altar oder ein Rosenkranzgebet? Einfach und verständlich werden die Grundbegriffe, die zu einem Dom gehören, an den passenden Stellen erklärt. Johannes hat das System gleich verstanden:

 Ich find das halt schön, wenn schwierige Sachen wie Ambo, manche Kinder wissen halt nicht, was das ist. Und da sind dann halt immer so Kästchen, die sind dann entweder rot, grün, angemalt und da steht dann die Erklärung drin und was es bedeutet.

 Aber gläubig machen, das kann das Buch nicht. Über Beten zu lesen, das kam bei Maurice nicht so gut an:

 Was ich langweilig fand, war ja eher so die Gebete da immer.

 Gar nicht langweilig finden die Kinder das tausend Jahre alte Gotteshaus. Nachdem die Viertklässler das Buch gelesen haben, haben alle richtig Lust, den Dom mit eigenen Augen zu sehen. Anne weiß schon ganz genau, was sie sich angucken will:

 Ich will ganz dolle zum Kreuzgang und da gucken und im Garten bei den Gräbern..

 Auch Pascal hat das neue Domkinderbuch richtig neugierig gemacht. Er will unbedingt rein in den Dom:

 Um diese Kapelle auch zu sehen, um alles zu sehen, weil es so schön anscheinend ist.

 Also hat sich die Klasse aufgemacht, um wie Martin und Lena den Mainzer Dom zu erkunden. Was sie dabei entdeckt haben, das erfahren Sie nach der nächsten Musik.

 Teil 2. Mit Kinder im Mainzer Dom

 SWR 4 Blickpunkt, heute zum neuen Kinderbuch über den Mainzer Dom. Wer einen Reiseführer kauft, der will auch verreisen. So geht es auch den Viertklässlern der Mainzer Martinus-Grundschule. Gedanklich haben sie sich schon auf Entdeckungsreise durch das alte Gotteshaus begeben. Jetzt wollen sie das auch in echt tun. Ganz gebannt stehen sie zusammen mit der Leiterin der Projektarbeit am Mainzer Dom, Felicitas Janson, vor dem großen Portal.

 Bist Du mutig und hebst Du mal den Ring an? Der ist leicht. Und wie sieht's unten drunter aus? Hältst du mal bitte fest, sonst beißt der zu. Sieht aus wie Gold, und Bronze glänzte wie Gold. Also hatten wir hier ein großes goldenes Portal, das ist schon was ganz Besonderes.

 Die Kinder stehen vor dem großen Bronze-Portal und staunen. Jetzt können sie prüfen, ob das, was im Domkinderbuch beschrieben war, auch in Wirklichkeit so ist. Aber alle Kinder sagen: das ist ja noch viel schöner als im Buch. Auch Jessica ist überwältigt:

 Besonders hat mir das Taufbecken gefallen, es war halt riesig das Taufbecken, so hab ich mir gar nicht vorgestellt.

 Also hat das Buch seine Aufgabe voll erfüllt. Es hat Lust gemacht, das Gotteshaus mit eigenen Augen zu sehen. Jessica ist ehrlich: Ohne das Buch wäre sie wahrscheinlich an den meisten Schätzen vorbeigelaufen:

 Ja, es hilft mir schon ein bisschen, weil ich dann mehr auf die Sachen achte.

 Während die meisten Touristen ein wenig hilflos durch den Dom streifen, sind die Viertklässler jetzt echt im Vorteil. Sie verstehen, wie der Dom aufgebaut ist. Als Vanessa vor der Marienkapelle steht, erinnert sie sich, was sie vorher gelesen hat:

 Die haben ja im Buch auch geschrieben, wo die Katharina gebetet hat. Und die Katharina hat dann erzählt, dass es mehrere so Seitenkapellen gibt. Jede Seitenkapelle hat eine Figur. Zum Beispiel die Maria hat eine und der Jesus hat eine eigene. Wie so eine Wohnung.

 Selbst den Schmetterling können die Kinder entdecken. Bei Sonnenschein zeichnen die bunten Fenster Lichtreflexe in den Dom. Die Kinder kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Ihre Lehrerin Margit Grom ist froh, dass sie ihren Kindern den Mainzer Dom so lebendig näher bringen kann:

 Gerade diese verschiedenen Erklärungen, die verschiedenen Farben, wie die Kinder sich wieder finden konnten und was erklärt bekommen haben, das war sehr interessant.

 Das Buch kommt an, bei den Kindern, bei den Lehrern und bestimmt auch in den Pfarreien, die ihre Bischofskirche zum Beispiel den Kommunionkindern bekannt machen wollen. Aber wie schreibt man so ein Buch? Das hören sie nach der nächsten Musik.

 Teil 3. Im Gespräch mit der Autorin Theresia Bongarth

 SWR 4 Blickpunkt Kirche, heute zum dem neuen Kinderbuch über den Mainzer Dom: „Martin und Lena." Für die meisten Mainzer ist der Dom das Herz der Stadt, viele Menschen kommen in das Gotteshaus zum Beten. Auf manche wirkt er aber wie ein Museum, ehrwürdig, und ein wenig fremd. Und Kinder - die finden alte Kirchen doch sowieso langweilig. Das muss nicht sein. Deshalb hat Theresia Bongarth ein Kinderbuch über den Mainzer Dom geschrieben. Eine Entdeckungsreise.

Frau Bongarth, warum braucht es einen Domführer für Kinder?

 Ich denke einmal, weil es bisher keinen Domführer für Kinder gibt, so wie der konzipiert ist. Und auf der anderen Seite, um Kindern einfach zu sagen: Kommt mal in den Mainzer Dom und entdeckt ganz Neues.

 Frau Bongarth, was haben sie selbst neu entdeckt, als sie das Buch geschrieben haben?

 Ich kenne den Mainzer Dom schon sehr lange, aber ich hab die Atmosphäre für mich neu entdeckt. Ich bin in den Dom gegangen, und hab ganz spontan eine Domführung mitgemacht und hab die Lichter auf mich wirken lassen, die Kerzenlichter, ich hab das Licht, das durch diese wunderschönen Fenster von außen kommt, auf mich wirken lassen. Ich hab Dinge entdeckt, die ich noch nie vorher im Dom gesehen hatte.

 Es gibt Besonderheiten, in Ihrem Buch erklären Sie aber auch ganz allgemein: was ist ein Altar, ein Taufbecken, oder wie wird ein Rosenkranz gebetet. Brauchen die Kinder das?

 Ich find's eigentlich ganz wichtig. Ich hab's erlebt, wenn ich mit meinen Patenkindern oder mit meinen Neffen im Dom war, dass die manchmal gar nicht mehr wissen, was das eigentlich ist, ein Rosenkranz, was ein Gebet bedeutet, und ich musste daran denken, gerade als das Thema Gebet kam, dass meine Oma beispielsweise noch jeden Tag den Rosenkranz gebetet hat. Und ich find das eigentlich etwas sehr Schönes, etwas sehr Beruhigendes, wenn man halt betet, und ich finde Kinder sollten da auch herangeführt werden.

 Ist das Buch nur etwas für Kinder?

 Nein, auf gar keinen Fall. Ich denke, es ist auch eine gute Idee für Großeltern oder Eltern, sich das Buch zu kaufen und mit diesem Buch und den Enkelkindern, oder Kindern in den Dom zu gehen und einfach den Weg nach zu gehen und halt mit den Kindern darüber zu reden, über Altar, über Gebet, über Rosenkranz, über das, was sie sehen.

 Wenn Sie mit jemand in den Mainzer Dom gehen, der das Gotteshaus nicht kennt, was würden sie demjenigen unbedingt zeigen wollen?

 

Die Ostkrypta und auch die Gotthardtkapelle, die auch ganz besonders ist für mich persönlich. Die Gestaltung der Gotthardtkapelle und vor allen Dingen das Kreuz. Wenn man vor diesem Kreuz in der Gotthardtkapelle steht, dann hat man den Eindruck, als würde Jesus, die Figur, einen angucken, egal, wo man steht. Man hat immer das Gefühl, Gott, also Jesus schaut an.

 

Mit offenen Augen durch den Dom gehen. Und die alten Symbole und Bilder wieder verstehen, das ist ein Ziel des neuen Dom-Kinderbuches. Kinder und Erwachsene, Eltern wie Großeltern können sich mit dem Buch auf eine Entdeckungsreise durch das tausend Jahre alte Gotteshaus begeben und spüren: Jede Generation, die am Dom gebaut und gestaltet hat, wollte eins ausdrücken: Gott ist bei den Menschen. Im Dom können die Menschen Gott nahe kommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9167
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