SWR3 Gedanken

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Morgen ist ein evangelischer Gedenktag. Aber eigentlich ist es vielmehr ein Gedenktag der deutschen Sprache. Vor ungefähr 500 Jahren, im Jahre 1522 erschien das Neue Testament in deutscher Sprache.
Martin Luther wagte es trotz des strikten Verbotes, die Bibel in eine ganz normale Alltagssprache zu übersetzen.
Zuvor gab es die Bibel nämlich nur in einem für die meisten unverständlichen Latein. Das hatte der Papst so angeordnet. Der Grund? Das Volk sollte den Geistlichen nicht hineinreden. Es sollte sich nicht selber von der Bibel eine Vorstellung machen und womöglich eine andere als die der Geistlichkeit. Wohin kämen wir denn, wenn jeder Ungebildete die Bibel lesen könnte?!
Luther fand das Argument, wie viele andere auch, nicht überzeugend. Und als er mal gerade nichts anderes zu tun hatte, übersetzte der das Neue Testament aus dem Original, also aus dem Griechischen ins Deutsche. Und zwar so, dass jeder es verstehen konnte. Luther hatte ein ganz einfaches Übersetzungsprinzip: Man muss der Mutter im Haus, man muss dem gemeinen Mann auf dem Markt auf den Mund schauen und so übersetzen, dass sie es verstehen.
Luther gelang also etwas außergewöhnliches: nicht nur, dass er das Neue Testament für alle zugänglich und damit Religion demokratischer machte, er verschriftlichte das Deutsche und machte es so, na sagen wir mal, ‚salonfähig'.

Später dann hat er auch das Alte Testament übersetzt. Was sich ungleich schwieriger und langwieriger gestaltete: ganze dreizehn Jahre brauchte er, bevor die ganze Bibel, das Alte und das Neue Testament in deutsch erschienen. Aber da hatte die Sensation auch schon die Runde gemacht. Dank des gerade erfundenen Buchdrucks wurde die Bibel der Bestseller der Saison, ach, was sage ich, die Bibel wurde der Bestseller schlechthin.

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