Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Jetzt ist also doch Spanien Weltmeister geworden. Hut ab. Ein verdienter Weltmeister. Obwohl ein Wermutstropfen bleibt: Wir sind es diesmal nicht geworden. Dabei haben wir doch so tolle Spiele abgeliefert - nur gegen Spanien lief's nicht so, wie erhofft. Schade, dass es für uns nicht geklappt hat.
„Wir haben gespielt", „wir haben gewonnen", „es hat für uns nicht geklappt". Das sind Sätze, die werden mir von dieser Weltmeisterschaft im Ohr bleiben. Nicht: Die Fußballer haben gespielt, sondern: unsere Jungs. Nicht: Die haben gewonnen, sondern: wir haben vier Tore gemacht. Nicht: Die haben es vergeigt, sondern: wir waren einfach fürs Finale nicht gut genug.
Im Sieg und in der Niederlage haben sich viele in Deutschland mit dieser Mannschaft identifiziert, haben mitgefiebert, als säßen sie auf der Bank, wollten viele die untröstlichen Spieler nach der Halbfinalniederlage in den Arm nehmen, als ständen Sie mit auf dem Platz.
Ein tolles Gefühl von Gemeinschaft zeigte sich da. Und dass Menschen zusammenhalten, egal, ob beim Gewinnen oder Verlieren, das finde ich ein großartiges Zeichen.
In solchen Momenten spüre ich auch, warum mein Glaube so viel Wert auf Gemeinschaft legt. Klar, es gibt auch Einsiedler, die sich zurückziehen und über ihren Glauben meditieren. Aber sonst setzt Glaube auf Gemeinschaft, setzt darauf, dass Menschen sich zusammenfinden und gemeinsam ihren Glauben feiern. Nicht umsonst begleitet Gott ein ganzes Volk auf ihrem Weg aus der Unterdrückung in ein neues Land, nicht umsonst versammelt Jesus mehr als ein Fußballmannschaft um sich, um mit ihnen durch dick und dünn zu gehen.
Zusammen halten, zusammen feiern, sich unterstützen, dafür gibt es das starke Wort »Solidarität«. In den politischen Diskussionen der letzten Wochen spielte dieses Wort nur eine untergeordnete Rolle. Egal ob Umbau der Krankenversicherung oder Sparen im öffentlichen Haushalt: Dass Menschen füreinander einstehen, zusammenhalten, das ist in unserer Gesellschaft nicht der Normalfall.
Deshalb wünsche ich mir mehr von dem Gefühl der letzten vier Wochen: Dass wir zusammengehören und uns füreinander einsetzen. Wenn dann ein dritter Platz dabei rauskommt, ist das wirklich aller Ehren wert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8671
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