SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag


Wann kann ein Mensch in Frieden Abschied nehmen - ohne Bitterkeit, ohne Wehmut - getröstet und voll Hoffnung? Wann kann ich sagen: Meine Erwartungen, meine Hoffnungen sind erfüllt.
Früher hieß es: Männer müssten in ihrem Leben einen Baum pflanzen - ein Haus bauen - und ein Kind zeugen. Dann hätten sie erreicht, was sie nur erreichen können. Nun, die Erwartungen, was ein erfülltes Leben ausmacht, sind heute sehr verschieden. Für viele gehört dazu eine glückliche Familie und Erfolg im Beruf. Von Älteren höre ich oft, wie sehr sie sich wünschen, noch einen runden Geburtstag oder noch ein Hochzeitsjubiläum zu erleben - die Geburt eines Enkelkindes oder die eines Urenkels.

„Herr, nun lässt du mich in Frieden fahren...“, heißt es einmal in der Bibel.
So habe Simeon gesungen – ein Kind auf den Armen. Nicht sein eigenes – auch nicht sein Enkelkind. Ein Kind, gerade einmal 40 Tage alt soll es gewesen sein. In Bethlehem, in der Stadt Davids geboren. Seine Eltern – Maria und Joseph – die haben den Neugeborenen Jesus nach Jerusalem in den Tempel gebracht. Und da nimmt Simeon das winzige Kind in seine Arme und stimmt eben dieses Loblied an:

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. (Lukas 2,29+30)


Was lässt Simeon so jubeln und in Frieden Abschied nehmen?
Es ist das Kind, das er in seinen Armen hält. Das verändert zwar nicht sein Ansehen oder seine Karriere. Es ist auch alles andere als eine private Erfolgsgeschichte. Das Kind krönt Simeons Leben in anderer Weise. Mit ihm ist Hoffnung in der Welt – und er – Simeon – darf es erfahren: Er hält Jesus - den Hoffnungsträger - in seinen Armen. Das tröstet ihn über alle Maßen. Simeon darf ihn - den Christus – den Erlöser - das Licht der Welt - sehen.

Ich möchte wie Simeon in Frieden fahren.
Ich möchte wie er getröstet meine Tage leben.
Ich weiß wohl. Lebenspläne können scheitern – von heute auf morgen.
Und Hoffnungen können enttäuscht werden.
Und doch ist die Welt kein finsteres Jammertal.
Selbst aus Haiti erreichen uns auch Hoffnungsbilder – wie da nach dem verheerenden Erdbeben ein kleines Mädchen gerettet wird - aus den Trümmern eines zerstörten Hauses – noch nach acht Tagen - lebend geborgen. Es ist Hoffnung in der Welt!
Alle dunklen, bitteren Erfahrungen haben das Licht, das mit Jesus in die Welt gekommen ist, nicht aus der Welt schaffen können.
Mit ihm ist Hoffnung in der Welt. Eine Hoffnung, die meine privaten Lebenspläne umschließt und überbietet – die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden für die Welt! Dieses Licht der Weihnacht – das dem Simeon aufgegangen ist, - das ist mit uns in der Welt „am Abend und am Morgen – und ... an jedem neuen Tag.“ (D.Bonhoeffer).
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7617
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