SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

28FEB2007
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Es gibt Momente im Leben, da muss man Bilanz ziehen, die Soll- und Habenseite sichten und dann nüchtern entscheiden: So wird es weitergehen. Manchmal kann man sich auf diese Momente vorbereiten, manchmal ereilen sie einen plötzlich.
Eine Frau aus meiner Gemeinde hatte sich vorgenommen, ihre Kinder ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit zu stellen bis zu dem Tag, an dem sie sich verheiraten würden. Jetzt steht die Hochzeit ihres jüngsten Kindes bevor und sie fühlt sich frei, neue Schwerpunkte in ihrem Leben zu setzen. Was war bisher, was davon gut, was eher lästig, sie zieht Bilanz und überlegt sorgfältig, bevor sie entscheidet, wie sie in Zukunft ihr Leben gestalten will.
Eine andere ist jetzt operiert worden - Krebs. Der Befund lässt hoffen, die Krankheit wurde im Frühstadium entdeckt. Dennoch kann das Leben jetzt nicht einfach so weitergehen wie zuvor. Sie wird Bilanz ziehen: Was war mir wichtig im Leben, wofür habe ich meine Kräfte eingesetzt, was hat meine Zeit gekostet und gefordert? Ihre Krankheit hat ihr die Begrenztheit ihres Lebens deutlich vor Augen geführt und fordert sie heraus, genau hinzuschauen.
Immer wieder im Leben wird es solche Bilanz-Momente geben. Sie sind nicht einfach zu leben, doch sie eröffnen Lebensmöglichkeiten. Sie helfen Menschen, sich zu verabschieden, zurückzulassen, was seine Zeit hatte, und sich aufzumachen in ein neues Land.
In der Bibel findet sich ein schönes Segenswort für solche Bilanz-Zeiten. Es wird zu Josua gesprochen, der auf der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt steht. Sein großer Mentor Mose ist gestorben, hinter ihm liegt die Wüste und vor ihm das Gelobte Land. Eine große Aufgabe wartet auf ihn.
In dieser Situation sagt Gott zu ihm: Sei getrost und unverzagt, lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht. Der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Ein wunderbares Wort, das sowohl beim Bilanzziehen hilft als auch bei den Schritten in einen neuen Lebensabschnitt. „Sei getrost und unverzagt, lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht.“ Das gilt für den Blick zurück und für den Blick nach vorne. Schau ruhig und ehrlich zurück, du brauchst dich deiner Vergangenheit nicht zu schämen oder etwas beschönigen. Sei getrost und unverzagt, auch dann, wenn du entscheidest, dass du von nun an anders leben möchtest, dich vielleicht sogar trennen willst von manchem, das dich bisher begleitet hat. Beim Blick zurück und bei den ersten Schritten in unbekanntes Gelände ist niemand allein. Kein Mensch muss einsam Bilanz ziehen.
„Der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“

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