SWR2 Wort zum Tag

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Gesellschaftliche Verantwortung als Motor der Ökumene

60 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Zu den wichtigen und erfreulichen Entwicklungen gehören auch die neue Beziehung, die zwischen evangelischen und katholischen Christen entstanden ist, und ihr gemeinsames Engagement beim Aufbau des neuen Staates. Es ist noch gar nicht so lange her, dass es konfessionell einheitlich geprägte Orte und Gegenden gab. Erst mit den Flüchtlingsströmen im Gefolge von Krieg und Vertreibung hat sich das geändert. Als wichtiger als die äußerliche Nähe hat sich jedoch erwiesen: Da war der Wille da, gemeinsam Impulse des Evangeliums in die Regeln und Ordnungen des Zusammenlebens einzubringen. Und das ließ die Unterschiede verblassen und die Gemeinsamkeiten deutlicher hervortreten. Sie sind immer größer als die unterschiedlichen konfessionellen Traditionen.

Zu einem wichtigen Impuls für die neue Beziehung der Christen und für ihr gemeinsames Engagement in der Gesellschaft wurde das Zweite Vatikanische Konzil in der ersten Hälfte der 60er Jahre. Das entscheidend Neue an diesem Konzil waren nicht die Beschlüsse, die gefasst wurden, sondern der Stil, die Vorgehensweise: Dialog, Kollegialität, gemeinsame Suche nach dem, was den Glauben ausmacht, und wie und für wen er heute zu leben ist. Das ist es, worum auch heute gerungen wird: der Umgang miteinander, das Zustandekommen von Entscheidungen. Neu ist damals auch der Umgang mit Andersdenkenden und –glaubenden auf Augenhöhe. Man hat damals ein statisches Denken verlassen und sich auf die Zukunft hin orientiert.

Das alles hat dazu beigetragen, dass Christen in Deutschland anders miteinander umgehen. Und: was sie in den zurückliegenden Jahrzehnten gelernt haben, das hilft ihnen heute, sich für das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen einzusetzen, die inzwischen in großer Zahl bei uns sind. Da ist heute Respekt und Dialog nötig. Und oft sind es ja gerade die Kirchen, die sich um Integration bemühen.

Auch dabei wird sich zeigen, dass im gemeinsamen Einsatz für andere das Unterscheidende kein Hindernis mehr ist. Und das Verbindende unter Christen, ihre Einheit dagegen tragfähig und überzeugend. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7077
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