SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Was für ein Mut! Denke ich immer, wenn ich ihn sehe.
Vor einem Jahr hat er gesagt bekommen
dass er reorganisiert wird – zu deutsch: entlassen, nach vielen Jahren in der gleichen Firma.
Wenige Tage bevor bei Lehman Brothers und anderswo die Finanzkrise eskalierte.

Einige Wochen hat er sich nur damit beschäftigt, zu verstehen was ihm da passiert ist.
Einige Monate hat ihn die Firma noch hingehalten mit Programmen in coachings zum Einstieg anderswo.
Verletzt und irritiert kam er ins neue Jahr.
Verwandte und Freunde sorgen sich, die Freunde aus der Firma melden sich nicht mehr nur die, die inzwischen auch entlassen wurden.

Der Mann bewirbt sich, aber jüngere sind viel billiger als er.
Die Firmen schalten auf Kurzarbeit, die Krise rollt über das Landund auf einmal gibt es eigentlich keine offenen Stellen mehr.
Er bewirbt sich dennoch ohne je etwas anderes als Absagen zu bekommen.
Ihm geht’s ja noch gut, sagt er, er hat eine Abfindung, bekommt Arbeitslosengeld I.

Was ich nun wirklich an ihm bewundere, ist, dass er nur manchmal verzweifelt und dass er seine Zeit – die viele, die er jetzt hat gerne und oft für andere einsetzt.
Er hilft der alten Dame, deren Mann gestorben ist, dessen Sachen auszumisten und er nimmt sich Zeit mit ihr zu plaudern.
Er hört gut und gerne zu.
Er hilft anderen wo er kann.
Er macht Sport, tanzt und träumt, er geht auf Feste und lädt selbst ein.

Vielleicht ist das ein Weg, nicht abzustürzen:
die zu suchen und zu sehen
die einen brauchen, für die einer da sein kann
wenn die Arbeit dem Leben keinen Sinn mehr gibt.

Vielleicht ist es das was Jesus meint wenn er sagt:
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das seine sorgen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6875
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