Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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In keiner Weihnachtskrippe dürfen sie fehlen: Die Hirten. Männer, die meist ganz lieb dreinschauen, manchmal schon etwas naiv wirken, einen Bart tragen und sich unbeholfen dem Jesus Kind und seinen Eltern nähern. Von der Krippe in meiner Kindheit ist mir ein Hirte gut in Erinnerung. Er steht ganz verlegen vor Maria, Josef und dem Kind, schaut fromm und andächtig und ist so ergriffen, dass er vor lauter Verlegenheit seinen Hut zwischen seinen Händen zerdrückt. Nun, verlegen werden sie wohl gewesen sein, die Hirten, aber ob sie so fromm und andächtig waren, das möchte ich doch bezweifeln. Von dem, was sie beruflich so leisten mussten, waren es auf alle Fälle keine sanften Typen, die immer nur lieb und nett waren und keiner Fliege was zu leide tun konnten. Denn Hirte zu sein, war ein Knochenjob. Immer draußen bei Wind und Wetter, Kälte und Hitze, Tag und Nacht. Sie waren stets unterwegs, denn der Boden war karg und so mussten die Herden beständig woanders hin geführt werden. In der Regel waren es auch nicht ihre eigenen Tiere, sie waren nur Angestellte der Besitzer der Herden. Viel verdienen konnte man dabei nicht, der Job wurde eher schlecht bezahlt. Sie waren nicht besonders gut angesehen, damals, die Hirten. Sie gehörten zur Unterschicht und waren dann noch vom Land, also die gebildeten Städter haben sich mit denen nicht abgegeben.
Eine solche Gesellschaft passt natürlich zu dem Kind, das dort geboren wurde. Denn in seinem ganzen Leben hat es dieser Jesus mehr mit den einfachen Leuten und den armen Schluckern gehalten als mit den Noblen und Reichen. Seine späteren Jünger z.B., sie gleichen diesen Hirten. Es waren einfache Fischer vom See Genezareth, die von ihrer Hände Arbeit lebten, keine intellektuellen Überflieger. Die Hirten an der Krippe sind also keine Idylle sondern Programm. Das Programm von Weihnachten: Gott wird Mensch bei den einfachen Leuten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5137
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