SWR2 Wort zum Tag

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Eine unbequeme Wahrheit, unter diesem Titel lief in den letzten Wochen ein Film in den Kinos über den ehemaligen amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore und seine Vorträge. Die unbequeme Wahrheit, über die Gore berichtet, ist schnell zusammengefasst: Die Erde ist wärmer geworden, mit heftigen Folgen, und sie wird in den nächsten Jahren noch wärmer werden – erst recht, wenn wir weiter so wenig dagegen unternehmen wie jetzt. Al Gore hat sich schon immer für die Zusammenhänge rund um das Klima interessiert. Dass er sich aber nun dafür einsetzt, gegen den Klimawandel einzuschreiten, hat mit seinem Sohn zu tun, der ebenfalls Al heißt. Al junior ist verunglückt und hat lange mit dem Tod gekämpft, Daraufhin machte der Vater sich verstärkt darüber Gedanken welche Welt er eigentlich seinen Kindern hinterlassen wollte. Seit er im Jahr 2000 die Präsidentschaftswahl verlor, reist Al Gore mit Bildern, Cartoons und Statistiken durch die Welt und hält Vorträge, um die Menschen zum Handeln gegen die globale Erwärmung anzustacheln.
Vieles in dem Film kommt einem bekannt vor, trotzdem ist die Gesamtheit der Fakten in Al Gores Vortrag erschütternd. Bei einem Diagramm, das die voraussichtliche Entwicklung des Kohlendioxidgehaltes in unserer Atmosphäre darstellen soll, muss Gore seine Leinwand nach oben erweitern, damit die steile Aufwärtskurve darauf passt – er fährt auf einer Hebebühne nach oben, um den zu erwartenden Wert aus dem Jahr 2050 noch anzeigen zu können. Sehr drastisch zeigen Bilder, wie verschiedene Gletscher 1970 ausgesehen haben, und wie wenig heute noch davon übrig ist. Mir war vor diesem Film nicht bewusst, welche Folgen der Gletscherschwund für die Wasserversorgung zum Beispiel in Asien haben wird, wo Millionen von Menschen ihren Bedarf aus Flüssen decken, die in Himalaya-Gletschern entspringen. Was da auf uns, vor allem aber auf unsere Kinder zukommt, ist schrecklich. Wir dürfen aber– und das ist die positive Botschaft des Films – nicht in Verzweiflung fallen, wie es Menschen oft geht, wenn sie zwar ein Problem erkannt haben, aber keine Kraft finden, etwas dagegen zu tun. Das können wir nämlich – macht Gore Mut – wir haben alle Mittel in der Hand. Wenn wir alle die bekannten Tipps anwenden und nur ein klein wenig CO2-Ausstoß im Straßenverkehr oder bei unserer Heizung einsparen und vielleicht auch noch etwas weniger Strom verbrauchen, können wir die steile Kurve erheblich abflachen.
Der Film hat mir bewusst gemacht, wie sehr alles auf der Welt zusammenspielt, und wie sehr auch ich in diesem Spiel gefragt bin. Und nicht zuletzt fühle ich mich als Christ durch Gore in die Pflicht genommen. Denn im Abspann des Films ist neben vielen konkreten Umweltschutztipps zu lesen: Wenn Sie an die Kraft des Gebetes glauben, dann beten Sie, dass die Menschen zur Einsicht kommen und sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen.
Johannes Varelmann aus Wertheim von der katholischen Kirche.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=506
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