Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eigentlich ist die Botschaft des Advents ganz einfach: Advent meint die Ankunft des Herrn Jesus Christus. Und dieses Kommen wird mit entscheidenden Veränderungen einhergehen. Wer darauf vertraut, alles bleibe auf Dauer beim Alten, wird sich wundern. Und ebenso wird sich wundern, wer befürchtet, nichts könne sich ändern. „Das könnte den Herren der Welt so passen, wenn die Herrschaft der Herren und die Knechtschaft der Knechte so weiterginge wie immer“, dichtet der Pfarrer Kurt Marti. Aber es geht eben nicht weiter wie immer, sondern es kommt noch was. Gott selbst kommt und mit ihm eine neue Herrschaft, die jeder Knechtschaft ein Ende setzen will.
Soweit ist die Botschaft des Advents verheißungsvoll und spannend. Doch es bleibt die Frage: Wann – wann kommt denn der Herr und wann verändern sich die Verhältnisse zum Besseren? Antwort der Bibel: Er kommt „bald“. Aber was heißt „Bald“ nach einer Wartezeit von immerhin 2000 Jahren? Es ist nicht einfach, sich jedes Jahr für eine „baldige“ Ankunft zu motivieren – und gleichzeitig mit der Einschätzung zu leben, dass es vermutlich auch dieses Jahr nichts wird. Vielleicht ist Advent doch nur Brauchtum, das man gefahrlos jedes Jahr wiederholen kann?
Doch der griechische Urtext der Bibel verschiebt den Akzent. Was die deutsche Bibel mit „bald“ übersetzt, heißt eigentlich „schnell“. Also nicht in wenigen Tagen, Wochen oder Jahren wird der Herr kommen, sondern: Wenn er kommt, dann kommt er schnell. Wie ein Blitz wird seine An-kunft am Himmel aufleuchten, so beschreibt Jesus selbst sein Kommen. Dann wird keine Zeit bleiben, sich noch umständlich einzurichten. Dann muss man schon bereit sein.
Bald oder schnell – keiner weiß, wann Christus kommt. Das führt aber nicht zu teilnahmsloser Warterei, mit den Händen im Schoß und dem Hintern auf der Bank. Sondern weil es im ent-scheidenden Moment schnell gehen wird, ist wache Aufmerksamkeit gefordert. Deshalb ist schon jetzt die Zeit, sich von der Vorstellung zu lösen, alles bliebe ewig beim Alten. Jetzt ist die Zeit, auf Distanz zu gehen zu allem, was der Herrschaft des wiederkommenden Christus im Weg steht. Jetzt ist die Zeit, ungerechten Strukturen, Elend und Not entgegenzutreten, mögen sie auch so unwandelbar erscheinen wie Naturgesetze. Denn nichts bleibt beim Alten, und am Ende wird alles schnell gehen.
Advent ist nicht das gemütliche Warten auf das, was kommen wird. Advent ist die Zeit der Veränderung, damit alles bereit ist, wenn Jesus kommt.

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