SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Aus Finanzgründen ist er abgeschafft worden. Der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag. 'Die soziale Verpflichtung für die Pflegeversicherung ist wichtiger als das kulturelle Gut eines Feiertags,' war vor über 10 Jahren die Begründung.
In der Güterabwägung „sozial gegen kulturell“ hat der Feiertag den kürzeren gezogen.
Man konnte bei dieser Entscheidung sogar die Bibel auf seiner Seite wissen. In der Bibel stehen viele Propheten auf, die vehement gegen kultische Feiertage wettern und stattdessen auf soziale Standards pochen. Der Prophet Jesaja zB. klagt im Namen Gottes:
„Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht Gott. Ich ..habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke... denn eure Hände sind voll Blut. Wascht euch, reinigt euch, .. lasst ab vom Bösen! Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt die Sache der Witwen.“ So fordert Gott durch Jesaja.
„Kult und Gutes tun, Kultur und soziale Verantwortung,“ das scheint wie Feuer und Wasser. Aber ich glaube, da hat man Jesaja falsch verstanden. Jesaja kritisiert Kultur und Feiertage, weil die Menschen, die feiern, Blut an den Händen haben. Ihr asoziales und amoralisches Verhalten spricht den Festen Hohn. Am Feiertag gerieren sie sich als Bürger von Kultur, und im Alltag als soziale Barbaren. Beuten andere aus, gieren gewissenlos nach dem eigenen Vorteil.
Ich glaube, wenn kulturelle Feiertage dazu dienen, inne zu halten, Irrwege einzusehen und neu anzufangen, dann hätte Jesaja nichts dagegen. Wenn die Kultur also nicht l'Art pour l'Art ist, sondern Quelle von echter Menschlichkeit und sozialer Verantwortung, dann kann sich auch Gott daran freuen. Einen echten Buß-Feiertag hätte man nicht aus sozialen Gründen abschaffen müssen. Im Gegenteil.
Vielleicht bräuchten wir den Buß- und Bettag gerade wieder. Als Ausdruck einer Feiertagskultur, in der es nicht allein um mehr Freizeit und Geld verdienen geht. Es ist ja kein Zufall, dass niemand Festtage abschaffen will wie Weihnachten, an denen es wirklich viel zu verdienen gibt.
Dieses Jahr 2008 mit seinen Auswüchsen der Geldgier zeigt für mich: Es war ein falsches Signal, den Buß-Feiertag zu opfern. Unsere Gesellschaft braucht gemeinsame Zeiten zum Nachdenken und Umlenken. Eine Kultur, die ihr soziales Gewissen schärft, und sie braucht es, dass Kultur in ihr wert geschätzt wird. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4890
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