Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt Menschen, die setzen ihr Leben aufs Spiel. Zum Beispiel die drei Männer, die in diesem Sommer auf den Gipfel des Nanga Parbat steigen wollten, der als der gefährlichste Berg der Welt gilt. Ihre Route führte durch eine Eiswand, die zuvor noch kein Mensch geschafft hatte. Nach einer unglaublich anstrengenden und gefährlichen Tagesetappe gelangten die erfahrenen Bergsteiger in eine Höhe von 6.400 Metern. Nun galt es, eine Schlafstelle zu finden und die Zelte für die Nacht aufzubauen. Vor ihnen lag eine schmale Gletscherspalte. Karl, der erfahrenste der drei, wollte sich die Gletscherspalte genauer anschauen. Doch nach nur wenigen Schritten brach der Schnee ein. Der Extrembergsteiger stürzte in eine Felsspalte. Er war sofort tot. – Das Drama am Nanga Parbat, der Tod des 38 jährigen Karl Unterkircher, hat in diesem Sommer viele Menschen bewegt. Nicht wenige fragten sich, ob es richtig sein kann, sich freiwillig in solche Todesgefahr zu begeben. Karl Unterkircher hinterließ eine Frau und drei kleine Kinder. Für viele überraschend stellte sich die Frau von Karl Unterkircher hinter ihren Mann. Er war nicht leichtsinnig, sagte sie, aber die Berge waren sein Leben, und für die Berge war er bereit, sich in lebensgefährliche Situationen zu begeben. Eigentlich hat sie recht: Man muss Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, nicht verurteilen, man kann sogar großen Respekt vor ihnen haben. Ich denke in diesem Zusammenhang an einen Priester, den ich vor einigen Jahren bei einem Guatemalaaufenthalt kennen lernte. Pater Rigoberto war Pfarrer in einer Gemeinde, in der überwiegend Angehörige der Mayabevölkerung leben. Der Priester hielt nicht nur Gottesdienste und spendete Sakramente. Er setzte sich für die Rechte der benachteiligten Mayas ein – auch gegenüber den Mächtigen in der Politik und beim Militär. Das brachte ihm mehrere Todesdrohungen und sogar Attentatsversuche ein. Doch Pater Rigoberto war zu der Überzeugung gekommen: Um Menschen zu helfen, die sich sonst nicht selbst helfen können, darf ich mein Leben aufs Spiel setzen.

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