SWR3 Gedanken

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„Warum kommen manche Dinge so wie sie kommen? Denken sie wirklich, Gott hat einen Plan für uns?“
Die Mutter eines Konfirmanden fragte mich das, als sie ihren Sohn abmeldete. Ihr Mann hatte ein einem ganz anderen Teil von Deutschland eine Arbeitsstelle gefunden und sie musste jetzt relativ kurzfristig umziehen. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit und niemand aus der Familie wollte das so wirklich, aber es gab keine andere Chance. Wie so oft war der Ehemann derjenige, der das meiste Geld verdiente. Die Mutter stand vor mir und war den Tränen nahe.
„Klar glaube ich, dass Gott einen Plan für uns hat!“ sagte ich zu ihr. Skepsis und Abwehr standen in ihren Augen. „Er hat einen Plan für uns. Nur ist das oft nicht unser Plan. Ich habe in meinem Leben ein paar Mal erlebt, dass Gott scheinbar die Umwege liebt. Vielleicht gehen sie mit ihrer Familie ja gerade auch so einen Umweg.“ Noch immer stand sie zweifelnd vor mir. „Das soll kein schnelles Vertrösten sein. Ich kann mir vorstellen, dass das wirklich nicht leicht ist, was auf Sie zukommt. Aber vielleicht können Sie wirklich eines Tages auch diesen Umweg als Teil ihres Weges sehen. Ich meine, wer weiß denn heute schon, wofür das gut ist, was gerade passiert?“ Die Mutter verabschiedete sich und ließ mich nachdenklich zurück. Den für sie so schwierigen Weg zu gehen konnte ich ihr nicht abnehmen. Wahrscheinlich konnte sie das noch nicht mal selbst. Das einzige was sie vielleicht tun konnte, war, ihre Einstellung zu ihrem Weg zu ändern. Klar hatte sie Recht: Umwege sind meist wenig prickelnd. Andererseits: Sind es nicht gerade die Umwege, die einen manchmal an geniale Orte führen. Orte, auf die wir nie von allein gekommen wären. Ich wünsche ihr, dass ihr neuer Weg – ihr persönlicher Umweg - sie zu einem so genialen Ort bringen wird.


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