SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Bibeltexte sind manchmal etwas merkwürdig. Selbst bei schönen Geschichten stellen sich plötzlich Fragezeichen ein und man fragt sich: Warum wird das hier eigentlich so erzählt?
In einer meiner Lieblingsgeschichten bin ich jetzt über so etwas gestolpert. Die Jünger sind nach Jesu Tod zusammen am See von Tiberias. Dann schlägt Petrus vor, fischen zu gehen. Die anderen gehen mit. Aber sie haben in dieser Nacht keinen Erfolg. Im Morgengrauen sehen sie einen Menschen am Ufer, der sie fragt: „Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?“ Die Jünger können ihm leider nichts bieten, sie haben ja nichts gefangen. Da rät ihnen der Fremde, es noch einmal zu versuchen. Und tatsächlich, die Jünger fangen eine Riesenmenge Fische. Langsam dämmert es ihnen. Wie immer im Johannesevangelium merkt der Apostel Johannes als erster, was los ist. Und Petrus ist schwer von Begriff. Johannes sagt Petrus, dass sie es mit Jesus zu tun haben. Dann springt Petrus ins Wasser und schwimmt vor den anderen her ans Ufer. Dort wartet Jesus an einem Kohlenfeuer mit Fisch und Brot, er scheint die Fische aus dem Boot gar nicht mehr nötig zu haben. Trotzdem fordert er die Jünger auf, von den gefangenen Fischen zu bringen. Er teilt Brot und Fische aus und lässt die Jünger Mahl halten.
Wieso fragt Jesus nach etwas zu Essen, wenn er dann selbst etwas im Angebot hat? Und wieso sind die vielen Fische, die die Jünger gefangen haben, trotz des fertigen Mahles noch wichtig? Die Geschichte ist eine Auferstehungsgeschichte, die Jünger begegnen dem auferstandenen Jesus. Anscheinend erzählt sie aber auch von einer Auferstehung der Jünger. Zu Beginn meinen sie offenbar noch, dass ihre gemeinsame Geschichte mit Jesus zu Ende ist. Sie nehmen ihr Alltagsgeschäft wieder auf und das ist nicht mal von Erfolg gekrönt. Dann steht Jesus am Ufer und die Jünger kommen wieder zurück ins Leben. Sie fangen Fische, sie erkennen, dass Jesus lebt und sie essen gemeinsam mit ihm. Und dabei ist es wichtig, dass sie ihren Teil, das Ergebnis ihrer Arbeit beitragen.
Mir gefällt an der Geschichte genau das: Menschen erleben Misserfolge, machen Fehler. Und trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen setzt Jesus auf sie. Sie sollen es noch einmal probieren. Und es ist Jesus wichtig, dass sie ihren Teil beitragen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4255
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