SWR3 Gedanken

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Rosi Gollmann ist Lehrerin. An einem Morgen bringt ihr eine Schülerin einen Artikel aus dem „Stern“ mit. Es geht um ein indisches Waisenhaus in Andheri bei Bombay. Die Not der Findelkinder wird sehr genau beschrieben. Rosi Gollmann ist erschüttert. So erschüttert, dass sie zusammen mit ihrer Klasse eine Paketaktion startet.
Diese erste Hilfsaktion fand 1959 statt. 2 Jahre später reist Rosi dann erstmals nach Andheri. Als sie die Not vor Ort sieht, ändert das ihr Leben total: sie gibt ihren Beruf auf und schart Gleichgesinnte um sich. Sie sammelt Geld und sichert erst mal für die 800 Kinder des Waisenhauses die tägliche Handvoll Reis. Heute ist eine Stiftung daraus geworden, die fast 500 Projekte fördert. Nach dem Tsunami beispielsweise war Rosi Gollmann eine der ersten Helferinnen vor Ort. Sie organisierte mit den Überlebenden den Bau einfacher Steinhäuser anstelle der wackeligen Strohhütten. Rosi ist überzeugt: Nur wenn die Betroffenen in die Hilfsmaßnahmen eingebunden sind, bringt das auch längerfristig was. In Indien wird sie gerne „die deutsche Mutter Theresa“ genannt. Inzwischen ist sie fast 80 Jahre alt und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Kürzlich habe ich sie in einer Talkshow gesehen. Sie wurde gefragt: „Man kann doch auch Gutes tun, ohne an Gott zu glauben. Wozu brauchen Sie denn ihren Glauben?“ Rosi Gollmann hat mit einem Satz von Archimedes geantwortet: „Gib mir einen festen Standort und ich verändere die Welt.“ Das kenne ich vom Baukran. Der fährt immer zuerst seine Stützen aus, bevor es mit der Arbeit losgeht. Und so muss wohl auch Rosi auf festem Boden stehen, um helfen zu können. Für Rosi Gollmann ist der feste Untergrund ihr Glaube an Gott. Und der hat sie dazu befähigt, die Welt zu verändern. Wenigstens ein kleines bisschen.
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