Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Nächste Woche müssen wir eine Mitarbeiterin verabschieden. Für sechs Monate geht sie ins Ausland. Ich stelle mir das toll vor und freue mich für sie. Das ist eine aufregende Chance, die sich da bietet. Schön, dass sie zugegriffen hat.

Zum Abschied haben wir eine kleine Feier vorbereitet. Bestimmt gibt es ein paar Tränen, kleine Geschenke und viele gute Wünsche. Schon jetzt fallen mir für den Abschied eine Menge Argumente ein, warum es gar nicht so schlimm ist: Es ist ja nicht für immer. Man kann telefonieren, schreiben. Man kann sich sogar besuchen. Die Wege sind kurz geworden in unserer Welt. Kein Vergleich mit früheren Jahrhunderten, als die Gefahr groß war, von einer langen Reise nicht mehr gesund oder gar nicht zurück zu kommen.

Das alles ist gut zu wissen. Aber es beruhigt mich dann doch nicht. Ich mache mir ja was vor, wenn ich ihr und mir sage: Na dann bis nächstes Jahr! Als ob ich, als ob sie alles im Griff hätte. Auch im Zeitalter von Handy, Internet und Skype kann unendlich viel passieren, was nicht in unsrer Macht steht, was weit über unsere Kontrollmöglichkeiten hinaus geht. Deshalb möchte ich ihr noch etwas anderes als meine guten Wünsche mitgeben.
Etwas, das über meine Möglichkeiten und meinen Horizont hinausgeht. Einen Segen. Was der eigentlich „macht“ und bewirkt, kann ich gar nicht genau erklären.
Ich weiß nur: wenn ich jemanden segne, vertraue ich ihn Gott an, stelle ihn unter seinen Schutz.

Jeder Gottesdienst endet mit so einem Segen. Da sage ich dann zur Gemeinde:

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Wie oft haben Menschen einander diese Worte mitgegeben - in den dreitausend Jahren, seit dem es diesen Segen gibt! Wie oft haben Menschen diesen Segen gespürt, den Schutz, das Licht auf dem Weg, einen liebevollen Blick und ein Stück Lebenskraft.
Wann immer Menschen einander das zusprechen, dann geht etwas von Gottes Kraft und Segen durch unsere Hände und unsren Mund. Segen und Kraft von Gott, der hier bleibt und der mit geht. Der Kraft und Schutz genug hat für Menschen an vielen Orten.

Seien auch Sie gesegnet, wo auch immer Sie in diesen Tagen unterwegs sind!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3922
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