SWR2 Wort zum Tag

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Menschen in aller Welt waren bestürzt, als Frère Roger im August 2005 während eines Gottesdienstes getötet wurde. Roger Schutz, Gründer der Gemeinschaft von Taizé, stammte aus einem evangelischen Pfarrhaus in der französisch-sprachigen Schweiz. Weil er sein Leben ganz auf das Religiöse hin orientieren wollte, studierte er Theologie. Mit seiner religiösen Suche untrennbar verbunden war der Wunsch nach einer besseren Beziehung zwischen den christlichen Kirchen. Er wollte alles ihm Mögliche tun, damit die christlichen Kirchen endlich aus ihrem gegenseitigen Misstrauen herausfinden und einander besser verstehen. Sie sollten verschieden bleiben und gleichzeitig ihre Einheit sichtbar werden lassen, Einheit auf Grund des Glaubens an Jesus Christus und der Orientierung am Evangelium.
Am Ende des Studiums im Jahr 1940 war Roger Schutz gerade einmal 25 Jahre alt. So wie es oft nur junge Menschen vermögen, hielt er für möglich, was bis dahin undenkbar erschien: eine Gemeinschaft von Brüdern, die aus unterschiedlichen Kirchen und Konfessionen stammen, und die dennoch ein gemeinsames Leben führen, so wie es Ordensleute tun. Vorstellbar war eine solche Gemeinschaft für Roger Schutz unter zwei Voraussetzungen: Die Brüder sollten den Kirchen, aus denen sie kamen, in Treue verbunden bleiben. Und: Sie sollten ‚hineinwachsen’ – wie er es ausdrückte – in die eine Kirche, die das Glaubensbekenntnis der frühen Christen mit dem griechischen Wort ‚katholon’, bezeichnet. Katholisch bedeutet dort nicht eine Konfession, sondern meint alle Getauften in der damaligen Welt.
Die Gemeinschaft der Brüder, von der Roger Schutz als junger Mensch träumte, existiert seit Jahrzehnten. Die Brüder kommen aus verschiedenen Konfessionen und Ländern und sind eins in ihrem Beten und ihrem Dienst an Menschen, die sie brauchen. Es ist eine lebendige und für viele Menschen anziehende und überzeugende Gemeinschaft. Vor allem Jugendliche aus vielen Ländern und unterschiedlichen Kirchen, Glaubende und Nichtglaubende, suchen Kontakt zu den Brüdern von Taizé.
Verbunden sein mit der Konfession und Kirche, in der wir getauft wurden. Hineinwachsen in die Weite der Gemeinschaft mit allen Glaubenden und Suchenden. Die von Roger Schutz gegründete Gemeinschaft zeigt, dass dies möglich ist. An ihrem Beispiel orientieren sich inzwischen viele Menschen. In ihren Städten, an ihren Orten mühen sie sich darum, dass die eine Kirche sichtbar wird, die alle Christen im Credo bekennen, und dass sie lebendig ist nach innen und außen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3755
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