SWR4 Abendgedanken

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25JUN2021
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In meinem Bekanntenkreis gibt es gerade viele Veränderungen und neue Aufbrüche: Ein befreundetes Paar hat sich entschlossen, nach vielen Jahren der Beziehung getrennte Wege zu gehen. Eine Freundin startet eine Therapie, weil sie an großen Selbstzweifeln leidet. Und ein Freund kündigt seinen Job, um sich beruflich völlig neu zu orientieren.

Alle haben gemeinsam, dass sie sich für einen neuen Lebensweg entschieden haben. Vermutlich hat die Coronazeit diese Entscheidungen beschleunigt – immerhin hatten wir alle in den letzten Monaten ungewohnt viel Zeit, um uns Gedanken über unser Leben zu machen. Aber letztlich war etwas anderes der Auslöser: Dass sie alle mit etwas in ihrem Leben nicht mehr glücklich waren.

Manch einer könnte sagen, das seien Luxusprobleme: den gut bezahlten Job zu kündigen oder aus Selbstzweifeln heraus eine Therapie zu starten. Doch ich sehe das anders. Ich finde es mutig, dass meine Freundinnen sich ihren Lebensfragen stellen und dann auch etwas ändern, wenn es sie nicht mehr glücklich macht.

Und ich? Ist mein Job noch der richtige für mich? Bin ich glücklich in meiner Ehe? Bin ich glücklich mit mir selbst? Und lebe ich noch gerne an dem Ort, den ich Zuhause nenne? Ich finde es wichtig, mir diese Fragen regelmäßig zu stellen und auch den Mut zu fassen und mich wenn nötig weiter zu fragen: Woran liegt meine Unzufriedenheit? Und was kann ich verändern, damit ich wieder glücklicher bin? Wie klein oder groß auch diese Veränderungen sein mögen. Ich weiß: Es kann sehr anstrengend sein, sie dann umzusetzen. Denn zu jedem neuen Weg gehört die Ungewissheit, ob es wirklich der richtige Weg für mich ist und ob es gut ausgeht. Wenn ich darüber verunsichert bin, hoffe ich auf Gott. Dass ich ihm vertrauen kann, dass er mich den neuen Weg nicht alleine gehen lässt. Dass er mir die richtigen Menschen zur Seite stellt. Menschen, die für mich da sind, wenn ich es nicht alleine schaffe. Das schenkt mir Hoffnung und lässt mich daran glauben, dass es gut wird.

Genau das wünsche ich auch den Menschen um mich herum, die gerade neue Wege einschlagen: Dass sie spüren, dass sie nicht alleine sind und immer jemand da ist für sie, wenn sie unsicher werden, ob das wirklich der richtige Weg ist. Und darauf vertrauen, dass es gut wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33392
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