SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

17APR2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Mit dem falschen Fuß aufgestanden, nach unguten Träumen vielleicht und in schlechter Stimmung. Aber aufgestanden, und Boden unter den Füssen! „Komm wieder auf den Teppich“, kann man beim heftigen Streit hören oder auch selbst mal sagen.  Zwei Redensarten, eine Erfahrung: wir brauchen Bodenhaftung, fest gewurzelt in der Erden, um festzustehen und aufrecht. Eigentlich ist es ja verrückt, wie geerdet wir sind, wir Erdenwesen. Ganz selbstverständlich geht unsereiner davon aus, dass es etwas gibt, das trägt.  Da kann man stehen und bestehen. Diese treue geduldige Mutter Erde, wie wird sie betreten und getreten. Ja, auch sie gehört zu den Weltelementen, absolut elementar: Feuer, Wasser, Luft und Erde - die Essenzen und Energien unseres Daseins und aller Dinge.

Nicht zufällig geht es in allen Religionen um die Kunst des aufrechten Sitzens und Stehens.   Wirklich auf dem Boden der Tatsachen und dankbar spüren, wie sehr der trägt – darauf kommt es an. Da können wir dem Geheimnis begegnen, das wir Gott nennen: absolut nicht selbstverständlich, dieses Geerdetsein und Getragenwerden. In der lateinischen Sprache heißt das humilitas, von humus, also Erde. Die deutsche Übersetzung Demut führt leicht in die Irre. Denn mit Buckeln und Rückgratlosigkeit hat das absolut nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Die pfiffige Teresa von Avila sagte kurz: „Demut heißt in der Wahrheit leben“, also weder sich und noch anderen etwas in die Tasche zu lügen .

Natürlich hat Teresa das bei keinem so entdeckt und gelernt wie bei ihrem geliebten Jesus Christus.  Hat er nicht gesagt: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch aufatmen lassen. Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen“, also voller Zuneigung und total geerdet (Mit 11,28) – und das bis zuletzt, bis zu diesem bitteren Tod. Zu diesem christlichen Realismus gehört also der Mut, endlich Menschen zu werden, wortwörtlich „endlich“, in den Grenzen des Wachstums. So wichtig ist das Irdische, so gesegnet die Erde. Das bedeutet natürlich im Blick auf die ökologischen Herausforderungen besondere Verantwortung. Und die fängt auch heute Morgen wieder an – beim Glück, Boden unter den Füssen zu haben und miteinander Demut zu lernen. Geerdet sein.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32955
weiterlesen...