Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eigentlich weiß ich schon, dass ich oft zu viel arbeite. Eigentlich weiß ich schon, dass ich mehr Sport treiben sollte. Eigentlich weiß ich, dass auch meine Hobbys wichtig sind. Eigentlich weiß ich ganz Vieles.
Hand aufs Herz: Wer kennt sie nicht, diese Sätze? Diese Sätze, die alle so anfangen: „Eigentlich weiß ich, sollte ich oder dürfte ich oder müsste ich“ ...... Diese Sätze, die zeigen, dass irgendetwas anders werden müsste. Der Gesundheit zuliebe. Der Familie zuliebe. Dem eigenen Leben zuliebe.
Nun gibt es Menschen, die haben sehr viel Disziplin: Wenn die sich etwas vorgenommen haben, setzen sie es auch in die Tat um. Nehmen 20 Kilo ab, lassen von heute auf morgen das Rauchen sein oder werden Marathonläufer. Ich bewundere diese Menschen, die etwas radikal verändern können. Bei mir enden die Sätze, die mit „Eigentlich“ anfangen, meistens mit einem großen „Aber“. Aber, ich habe jetzt gerade überhaupt keine Zeit für Sport. Aber ich kann doch jetzt keinen Urlaub nehmen, gerade jetzt, wo so viel zu tun ist .... Und von den großen Zielen bleibt dann nicht viel übrig.
Ich habe gelernt, dass es mir eher hilft, wenn ich kleinere Wege gehe. Keine Radikal-Kuren. Dabei hat mir auch in diesem Jahr die Fastenzeit geholfen. Da habe ich mir vorgenommen, jeden Tag eine Stunde Zeit nur für mich zu nehmen. Für mich und für Gott. Und das habe ich auch geschafft, fast immer. Habe gebetet. In der Bibel gelesen. Den Fernseher habe ich auch ausgelassen. Dafür lieber Zeit mit der Familie verbracht. Das war schön.
Und nun ist die Fastenzeit beinahe schon zu Ende. Was hat sie mir gebracht? Ein Freund hat geschrieben: Du strahlst Gelassenheit und Ruhe aus.
Was für ein wunderbares Kompliment. Und ich spüre es ja selbst, dass ich ein bisschen neu geworden bin. Ein bisschen mehr bei mir angekommen.
Diejenigen, die alles gern perfekt hätten, werden sagen: das reicht nicht. Das ist viel zu wenig. Das reicht schon, behaupte ich! Jeder noch so kleine Neu-Anfang ist besser als gar nichts. Weil in jedem neuen Anfang auch eine große Hoffnung drin liegt. Die Hoffnung, dass ein Mensch immer mehr zu einem guten Lebensentwurf finden wird. Und dann wird Gott das vollenden, was so scheinbar klein begonnen hat.


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