SWR3 Gedanken

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11FEB2021
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Das kann doch weg!“ oder „Was brauchst du wirklich?“ so heißen die Ratgeber, die einem helfen wollen, to simplify your life, das Leben zu vereinfachen.

Mit dem Kleiderschrank geht es los: brauche ich die Hose wirklich? Wann habe ich diese Jacke zum letzten Mal angezogen? Es soll ausgemistet, alter Ballast über Bord geworfen werden. Wir kaufen zu viel Zeugs? Wir sind zu viel im Internet? Der Leistungsdruck ist zu hoch? Also bitte: einfach mal runterschalten, das Einfache schätzen lernen, weniger ist mehr.

Nur, so einfach ist das ja nun nicht. Ja, wir wissen, dass es besser für uns und unser Leben wäre, wenn wir bewusst und in aller Ruhe eins nach dem anderen machen, dass wir ganz einfach auch mal Nein sagen sollten, dass wir das, was wir haben, wert schätzen.

Und dass das schwer ist, wissen Christinnen und Christen schon lange. Deswegen gibt es im christlichen Jahresablauf Zeiten der Mäßigung (Fastenzeiten) und daneben Festzeiten, an denen das Leben gefeiert wird.

Zum Beispiel in den Wochen vor Ostern soll ganz bewusst Abstand genommen werden vom eigenen Leben. In diesen Zeiten soll man nichts Süßes und kein Fleisch essen und Alkohol trinken, stattdessen soll man in der Bibel lesen und sich mal in aller Ruhe mit seinem Leben auseinandersetzen. Fastenzeiten sind Auszeiten. Aber das ist eben nur eine Seite der Medaille. Die andere ist: danach wird dann aber auch wieder das Leben gefeiert! Gott gedankt für all das Wunderbare, was er uns schenkt!

Denn das Erstaunliche bei diesen ganzen Fastenregeln ist ja, dass man in dieser Zeit des Verzichts erst wieder lernt zu genießen. Schokolade wird wieder etwas besonderes, überhaupt Essen wird wieder etwas, dass gefeiert wird. Aber auch die Nähe der Menschen, die Liebe, das Gesellige, das Lustige – all das lernt man wieder neu schätzen, wenn man mal eine Zeitlang darauf verzichtet hat. Das ist das Geheimnis.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32538
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