SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

08FEB2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Vor ein paar Monaten hat Hannah ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin angefangen. Sie ist sehr zufrieden und glücklich mit ihrer Berufswahl. Aber vor kurzem ist ihr doch mulmig geworden. Auf ihrer Station ist eine Patientin gestorben. Zusammen mit einer Krankenschwester sollte Hannah die Verstorbene nach unten in die Kühlkammern bringen. Allerdings fiel der Schwester unten auf, sie hat den Schlüssel vergessen, sie also nochmal hoch. Und Hannah stand mutterseelenalleine mit der Toten in einem leeren, kalten Flur. Das war ihr ganz schön unheimlich. Also hat sie das gemacht, was sie von Oma und Opa gelernt hat: sie hat gebetet „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe…“ Und in der Tat: es hat geholfen, Hannah fühlte sich nicht mehr ganz so allein und hilflos.

Als Hannah mir die Geschichte erzählte, habe ich mir überlegt: was mache ich eigentlich in unheimlichen Situationen? Nun, ich gehöre zu den singenden Menschen… Ich singe wie eine scheppernde Schuhkiste – voll Leidenschaft und voll schief. Aber ich singe immer dann, wenn ich Angst habe oder mir unwohl in einer Situation ist – und wenn ich alleine bin. Ich singe dann immer dieses Lied aus Taizé, ich singe es wie ein Mantra: immer und immer wieder: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht…“ Und in der Tat: es hilft immer wieder.

Was auch hilft? Erzählen! Hannah hat die Geschichte Oma und Opa erzählt und sämtlichen Freundinnen und Bekannten. Und jedes Mal ist sie ein bisschen mehr stolz auf sich: Denn ja, sie hatte Angst, aber mit Gottes Hilfe hat sie die Angst überwunden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32535
weiterlesen...