Als Kind habe ich an diese Vorstellung geglaubt: Wir Menschen sind hier unten auf der Erde. Und oben im Himmel sitzt der liebe Gott und schaut auf uns herunter.  Ich kann das heute so nicht mehr glauben, aber trotzdem mag ich das Bild immer noch. Und ich finde auch, dass da etwas Wahres dran ist. 

Richtig klar geworden ist mir das, als ich zum ersten Mal das sogenannte Earth Rise Foto gesehen habe. Das Foto ist 1968 auf der Apollo 8 Mission aufgenommen worden. Bezeichnenderweise am 24. Dezember. Es zeigt zum ersten Mal in guter Auflösung die Erde von Außen. Ich habe damals noch nicht gelebt, aber nach dem was ich darüber gelesen habe, muss es viele Menschen bis ins Innere berührt haben. Mich, viele Jahre später, hat es tief berührt. 

Da ist unsere Erde, so ein Ball im Weltraum. Alles was wir kennen und wissen, alles Kleine und alles was uns groß erscheint, spielt sich auf diesem kleinen Ball ab. Das Bild hat in der Folge eine große Bedeutung für den Umwelt- und Naturschutz erlangt. Es gilt als Symbol für unsere empfindliche und schützenswerte Welt. 

Gleichzeitig, wenn ich mir den Glauben meiner Kindheit wieder vorstelle, zeigt es auch das, was der liebe Gott sieht, wenn er da oben im Himmel sitzt und herunter schaut. Und das ist eine interessante Perspektive. Denn er sieht die Erde unbegrenzt. Bis auf die Übergänge zwischen Wasser und Land -und die hat er ja selber gemacht- kann er keine Grenzen erkennen. Er sieht also eine ungeteilte Welt. Das was wir sehen, unsere Ländergrenzen, unsere verschiedenen Kulturen, die verschiedenen Religionen, Sprachunterschiede, Herkunft, Hautfarbe, alles was uns  trennt, kann er gar nicht sehen. 

Also hat es vielleicht auch keine Bedeutung für ihn. Vielleicht wundert er sich, was wir denn da unten alle haben, was wir uns so einbilden. Da ist doch gar nichts. Da ist doch nur eine Welt und auf der leben Menschen. Das ist doch gar nicht so kompliziert. Was haben die da unten denn alle? 

Natürlich: Das ist ein naiver Blick, der auf meinem Kinderglauben aufbaut. Aber ich bin immer wieder überrascht, wie oft Kinder recht haben.